Stadtentwicklung Cronenhof droht der Abriss

Cronenberg. · In der vergangenen Woche kamen Gerüchte auf, dass der Cronenhof in der Kemmannstraße womöglich bald der Wohnbebauung zum Opfer fallen könnte. Was ist dran?

 Der Cronenhof ist ein Anlaufpunkt im Stadtteil.

Der Cronenhof ist ein Anlaufpunkt im Stadtteil.

Foto: Fischer, Andreas (afi)

Seit Jahren sieht Cronenberg sich dem Ruf ausgesetzt, sein Ortskern sterbe langsam aus. Viele Engagierte setzen dem Eindruck stetig etwas entgegen. 2021 wird es voraussichtlich viele Veränderungen geben, nicht zuletzt das große Kirchplatz-Projekt, das im Sommer abgeschlossen werden soll. Doch aktuell rumort es auch in die negative Richtung. In der vergangenen Woche kamen Gerüchte auf, dass der Cronenhof in der Kemmannstraße womöglich bald der Wohnbebauung zum Opfer fallen könnte. Es ist von einem Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage die Rede. Ein Bauvorantrag soll bei der Stadt eingegangen sein, der vorsieht, die alte Ladenzeile abzureißen.

Martina Eckermann, Pressesprecherin der Stadt, konnte keine Auskunft zu etwaigen Vorgängen geben. Bauvoranträge sind lediglich dazu da, einen geplanten Bau abzuschätzen und beispielsweise zu sondieren, wie viele Etagen zugelassen wären oder ob an der Grundstücksseite eine Zufahrt integriert werden könnte. Eckermann erläutert: „Das dient für mögliche Investoren dazu, abzuschätzen, ob das Vorhaben wirtschaftlich ist.“ Grundsätzlich könne ein Bauvorantrag aber auch von den Eigentümern gestellt werden.

Ein Eigentümer sagt, er sei als einziger gegen den Verkauf

Claudia Kauhaus war überrascht von den Spekulationen. Die Filialleiterin eines Bioladens im Cronenhof besitzt ihre Fläche nicht selbst. „Ich bin Mieterin und würde gerne wissen, was passiert“, sagt sie. Informationen zu möglichen Bebauungs-Plänen habe sie bisher noch nicht bekommen. „Es ist in meinem Interesse, dass das ans Tageslicht kommt“, bekennt Kauhaus.

Doch auch die Immobiliengesellschaft, die einige Teile des Grundstücks verwaltet, kann dazu keine Auskunft geben. Die Vorgänge fielen nicht in deren Zuständigkeitsbereich, heißt es.

Fakt scheint jedenfalls, dass sich der Verlust weiterer Geschäftsflächen negativ auf das Cronenberger Ortsbild auswirken würde. Einzelhändler aus dem Südhöhen-Stadtteil tauschen sich in einer losen Gemeinschaft regelmäßig zu wirtschaftlichen Aktivitäten aus. Zu ihnen gehört Dirk Voorendt, Inhaber des Cronenberger Schlüsseldienstes. „Mir ist wichtig, dass das nicht abgerissen wird“, macht er deutlich. Der Cronenhof mit seinen Geschäften sei „sehr wichtig“, und den Klagen über Laden-Schwund im Dorf könne im Fall der Fälle dann kaum noch widersprochen werden. „Wenn wir zulassen, dass wir Geschäftsflächen hergeben für Wohnungen, dann kann man hier bald wirklich nichts mehr kaufen“, fürchtet Voorendt.

Melanie Bozic und Pavlos Efthimiadis betreiben im Cronenhof einen Lotto- und Zeitschriftenladen. Ihr Kiosk hat Bedeutung, wie Bozic erklärt: „Die Bürger machen sich jetzt Gedanken.“ Ein ähnliches Geschäft wie den Lottoshop gibt es im Zentrum nicht. Auch deshalb läuft es gut. Das Paar ist davon abhängig: „Das ist unsere Existenz. Rausgehen und zumachen ist keine Option“, stellt Bozic klar. Efthimiadis ist der einzige Händler im Cronenhof, der selbst Eigentümer seines Geschäfts ist – und auch der Einzige, der sich querstellt. Alle anderen Eigentümer, die hier Ladenlokale vermieten, hätten sich für den Verkauf des Areals ausgesprochen, so der Kiosk-Betreiber.

Ein Massagestudio, ein Fußpflege-Salon und eine Filiale für Hörgeräte sind neben Lottoshop und Bioladen angesiedelt. Teilweise bestehen die Lokale schon lange in den Räumlichkeiten, die schon seit der Mitte des letzten Jahrhunderts den Ortskern prägen. Ein Abriss wäre für das Dorf und den Einzelhandel ein Verlust. „Wo soll man so schnell ein Ladenlokal herbekommen“, sorgt sich Bioladen-Leiterin Claudia Kauhaus. Pavlos Efthimiadis sieht „geringe Möglichkeiten“, seinen Lottoshop an anderer Stelle neu zu eröffnen. Deshalb setzt er sich weiter für den Erhalt ein.

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