Literatur Drei starke Frauen auf 250 Seiten

Ronsdorf. · Die Ronsdorferin Regine Radermacher hat Biographien von sich, ihrer Mutter und Großmutter veröffentlicht.

 Regine Radermacher schreibt in ihrem Buch Geschichten, die für viele Menschen ein Thema sind.

Regine Radermacher schreibt in ihrem Buch Geschichten, die für viele Menschen ein Thema sind.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Drei Generationen mit völlig unterschiedlichen Lebensläufen, Ansichten und Gefühlen: In ihrem Roman „Drei Frauen. Hundert Jahre Leben“ stellt die Ronsdorfer Autorin Regine Radermacher die Geschichten ihrer Großmutter, Mutter und ihre eigene gegenüber.

„Mein Anliegen war es, die Parallelität der Frauen zu zeigen – und auch die Unterschiede“, sagt Regine Radermacher. Zu nahe wollte sie ihren Verwandten jedoch nicht treten; deshalb haben alle neue Vornamen bekommen. Doch bis auf kleine Änderungen entsprechen die Geschichten der Wirklichkeit, betont die Autorin. „Nur die Gefühle meiner Mutter und Großmutter kannte ich natürlich nicht so genau.“

Die Lebensentwürfe sind sehr unterschiedlich: Mathilde, geboren 1887, heiratet mit Anfang 20 den Missionar Friedrich, den sie nur eine Stunde zuvor getroffen hatte. Voller Gottvertrauen folgt sie ihm nach Indonesien und meistert dort viele schwierige Situationen. Nie würde sie ihrem Mann widersprechen. Zurück in Deutschland hilft sie erst ihrem Mann bei der Arbeit in der Kirchengemeinde, später ihrer Tochter, zu der sie zieht.

Dietlind wächst als kleiner Wirbelwind in Indonesien auf. Mit zehn Jahren muss sie jedoch ins für sie fremde Deutschland zu einem strengen Onkel ziehen, um dort zur Schule zu gehen. „Ich habe meine Mutter in den letzten Jahren ihres Lebens intensiv befragt und gemerkt, wie stark sie ihre Gefühle weggepackt hatte. Sie konnte nie viel Zuneigung zeigen“, schildert Regine Radermacher die Auswirkungen dieser Biografie. Dietlind heiratet und bekommt zwei Söhne, doch der Mann fällt im Zweiten Weltkrieg. Also absolviert sie eine Kurzausbildung zur Lehrerin und ernährt damit ihre Kinder und ihre Mutter. Später heiratet sie abermals und bekommt weitere drei Kinder. Roberta, die Ich-Erzählerin, ist ihre älteste Tochter.

Roberta wird von der Frömmigkeit ihrer Großmutter Mathilde stark beeinflusst und heiratet auch einen Theologen. Noch vor Beginn ihres Theologie-Studiums bekommt sie den ersten Sohn und bald darauf eine Tochter. Deshalb gibt sie ihr Studium auf. Mit 34 Jahren trennt sie sich von ihrem Mann und absolviert eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Später zieht sie mit Frieder zusammen, absolviert ein Studium und bildet Pflegekräfte aus.

Der Glaube hat großen Anteil
an den Biographien

Regina Radermacher flicht diese drei Geschichten ineinander, wechselt immer wieder zwischen verschiedenen Jahren hin und her. Der Leser muss also gut aufpassen, um immer zu wissen, was die gerade handelnde Figur vorher schon erlebt hat und wie deren Lebensumstände gerade sind. So werden die Themenbereiche Liebe, Berufsleben, Kinder und Umgang mit Krisen an den drei Generationen dargestellt. Als Rahmenhandlung erzählt die Autorin, wie sie ihre Mutter in deren letzten Lebenstagen begleitet. Im zweiten Teil des Buches nehmen die Erlebnisse von Roberta den weitaus größten Teil ein.

„Jede der Frauen findet ein tragfähiges Element im Glauben – und sie alle finden eine Möglichkeit, sich selbst zu vergeben“, sagt Radermacher. Bei ihren Lesungen aus dem Buch stellt sie immer wieder fest, dass diese verschiedenen Herangehensweisen und Mutter-Tochter-Konflikte für viele ein wichtiges Thema sind. Die Idee zum Buch spukte schon während ihrer Berufstätigkeit in ihrem Kopf; jetzt hat sie es im Beggerow-Verlag veröffentlicht.

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