Drei Jahre Haft wegen Rezept-Betrugs

56-Jähriger hat Medikamente für 1,4 Millionen Euro von der Krankenkasse bekommen.

Drei Jahre Haft wegen Rezept-Betrugs
Foto: Arno Burgi/dpa

Barmen. Weil er zusätzliche Medikamente auf Arzt-Rezepte geschrieben hat, ist gestern ein 56-jähriger Wuppertaler vom Schöffengericht am Amtsgericht zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Wegen Betrugs- und Urkundefälschung in 54 Fällen soll er drei Jahre Haft absitzen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zusammen mit einem mittlerweile verstorbenen Apotheker aus Barmen hat der Angeklagte Rezepte abrechnen lassen, auf denen zusätzlich zu verschriebenen Präparaten ein weiteres Medikament vermerkt war. Eine monatliche Dosis dieses Wachstumshormons kostete zwischen 24 000 und 28 000 Euro. Doch das Medikament wurde vom Apotheker nie bestellt. Damit entstand der Krankenkasse ein Gesamtschaden von rund 1,4 Millionen Euro, fast 500 000 Euro steckte der Angeklagte in seine Tasche. Den Rest des erschwindelten Geldes behielt der Apotheker für sich.

Eine Wachstumsstörung seiner Stieftochter machte sich der 56-Jährige zunutze: Die Krankheit wurde bis 2007 durch das besagte teure Hormonpräparat behandelt. Danach bekam sie nur noch günstigere Medikamente verschrieben. Jeden Monat gab es dafür ein neues Rezept vom Arzt, das der Angeklagte immer in der Barmer Apotheke einlöste. „Ich habe nichts verfälscht“ sagte er in der Verhandlung und bestritt jegliche Vorwürfe. Er habe nie etwas handschriftlich auf den Rezepten ergänzt. Doch dem konnten Richter und Schöffen nicht folgen: „Nach den Angaben eines Schriftsachverständigten und der vor dem Tod erfolgten Aussage des beteiligten Apothekers war das Gericht von der Schuld des Angeklagten überzeugt“, teilte Gerichtssprecherin Carmen Schlosser schriftlich mit.

Folgende Tathandlung ließ sich rekonstruieren: Der Preis des zusätzlichen Medikaments wurde über einen Dienstleister der Krankenkasse mitgeteilt. Die zahlte der Apotheke das Geld aus, damit die Präparate bestellt und bezahlt werden, was aber nie geschah. Bis 2012 konnten der jetzt Verurteilte und der Apotheker dieses Prozedere durchführen. Dann wechselte der Sachbearbeiter der Krankenkasse — der neue Kollege entdeckte den Betrug.

In der Verhandlung schilderte ein ehemaliger Mitarbeiter der Apotheke, wie der Angeklagte und sein Arbeitgeber den Betrug durchgeführt haben. „Er wollte immer öfter nur noch mit meinem Chef sprechen. Sie besprachen sich dann im Hinterzimmer“, sagte der Zeuge aus. Die gefälschten Arzt-Rezepte seien nie durch seine Hand gegangen. Eigentlich kümmerte er sich um den Versand dieser Dokumente. Sein Chef habe die gefälschten Rezepte aber immer selber weggebracht.

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