Drei Fragen an Samir Bouaissa,

Ein Kurz-Interview mit dem Sprecher der Wuppertaler Moscheengemeinschaft.

Drei Fragen an Samir Bouaissa,
Foto: dpa

Wuppertal. Türken, die zu ihrem Ehepartner nach Deutschland ziehen wollen, können dies künftig auch ohne Nachweis von Deutschkenntnissen tun: Das hat der Europäische Gerichtshof entschieden. Samir Bouaissa, Sprecher der Wuppertaler Moscheengemeinschaft, sagt, was er von dem Gesetz hält.

Drei Fragen an Samir Bouaissa,
Foto: dpa

Herr Bouaissa, kein Sprachtest mehr für Türken und Türkinnen, die zu ihrem Partner nach Deutschland ziehen wollen. Ist die Sprache nicht wichtig für den Lebensraum?

Samir Bouaissa: Deutsch in Deutschland sprechen zu können, ist unverzichtbar, die Grundlage für Integration. Dabei ist es aber nicht entscheidend, ob jemand die Sprache vor oder nach der Einreise lernt. Das müssen die Ämter individuell mit Fingerspitzengefühl abwägen. Die Klägerin in diesem Fall ist Analphabetin, sie ist in ihren Möglichkeiten, die Sprache zu lernen, gehandicapt. „Nicht wollen“ ist kein Argument, „nicht können“ jedoch schon.

Besteht jetzt die Gefahr, dass verstärkt zwangsverheiratete Frauen, die ihren Mann noch nie kennen gelernt haben, nach Deutschland kommen?

Bouaissa: Wer für eine Aufenthaltsgenehmigung und nicht aus Liebe heiratet, ist viel stärker gezwungen, die Sprache des neuen Landes zu lernen. So hat die Person viel eher die Möglichkeit, sich von dem Partner zu lösen und ein unabhängiges Leben zu führen. Daher fällt das meiner Meinung nach nicht so sehr ins Gewicht.

Welche Rolle spielen Zwangsehe überhaupt noch?

Bouaissa: Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Zeiten geändert haben: Viele Männer und Frauen sind emanzipiert. Außerdem verbietet der Islam Zwangsehen, unsere Religion sieht vor, dass sich Partner kennen lernen und sehen müssen, ob sie zusammen passen. Denn es ist niemandem geholfen, wenn Ehen nicht harmonisch sind, zerbrechen und alle Beteiligten leiden müssen. Vor allem Kinder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort