Doppeltes Glück: Immer mehr Zwillinge in Wuppertal

Spätestens seit gestern sind Sandra und Mandy Münch die berühmtesten Zwillinge in der Stadt. Anlass genug, dem Thema nachzugehen.

Wuppertal. Sie brauchen zwei Bettchen, zwei Kinderwagen und schreien nachts oftmals doppelt so viel: Zwillinge. In Wuppertal kommen von ihnen immer mehr zur Welt: Dr. Manuela Seifert, Oberärztin an der Frauenklinik an der Vogelsangstraße, beobachtet einen "auffälligen" Anstieg der Mehrlingsgeburten - und das seit mehreren Jahren.

Das derzeit wohl berühmteste Zwillings-Paar sind die Handball-Talente Sandra und Mandy Münch vom Zweitligisten TV Beyeröhde, die gestern den Nachwuchssportpreis der Stadt bekamen.

Auch Sukru und Züleyha Polat sind stolze Zwillings-Eltern von Töchterchen Serdil und ihrem Zwillingsbruder Ibo. Die beiden kamen in der 26. Woche zur Welt und liegen im Inkubator in der Helios-Frühgeborenen-Station - wie alle Frühgeborenen, die unter 2000 Gramm wiegen. "Sie sind unsere größte Freude, wir warten darauf, sie endlich mit nach Hause nehmen zu können", sagt der Vater.

In manchen Monaten kommt es vor, dass an der Vogelsangstraße fünf bis sechs Zwillingspärchen zur Welt kommen, in anderen Monaten sind es "nur" zwei. Drillinge sind selten, sie werden im Durchschnitt ein bis zwei Mal pro Jahr geboren. Vierlinge hat es in der Frauenklinik noch nie gegeben.

Warum immer mehr Zwillinge vorkommen? Der Anstieg hänge auch mit den zunehmenden Sterilitätsbehandlungen wie Hormoneinnahmen oder In-Vitro-Fertilisation zusammen (Reagenzglasbefruchtung, bei der der Frau mehrere befruchtete Eizellen eingepflanzt werden).

"Die Anzahl steriler Paare steigt", erklärt Seifert. Das liege daran, dass sich viele Paare erst im spätem Alter für Kinder entscheiden, gleichzeitig steige durch starke Antibiotika-Einnahme, Zigaretten- und Kaffee-Genuss die Gefahr von Unfruchtbarkeit. Natürlich gebe es gleichzeitig natürliche, das heißt vererbte Mehrlings-Geburten.

Für die werdende Mutter ist die Belastung in der Schwangerschaft bei zwei und mehr Babys besonders hoch: "Es kommt häufiger zu Bluthochdruck, Diabetes oder Frühgeburten", sagt Seifert.

Mehrlinge gelten automatisch als Risiko-Schwangerschaften, deshalb wird die Geburt vier bis sechs Wochen im Voraus geplant. "In der Regel wird die Niederkunft zwei bis drei Wochen vor dem Termin eingeleitet." Je nach Lage können auch Zwillinge auf natürlichem Wege zur Welt kommen. "Bei Anomalien, zum Beispiel, wenn der Po zuerst kommt, gibt es aber einen Kaiserschnitt", erklärt Seifert.

Grundsätzlich gilt: Bei Mehrlings-Geburten steht das gesamte Team an der Vogelsangstraße auf Abruf. "Ein Oberarzt ist immer dabei, ein Kinder- und ein Narkosearzt ist informiert, normale Geburten werden dagegen eher von der Hebamme gesteuert", sagt die Ärztin.

Kommt es trotzdem zu Komplikationen, sind die Babys im Perinatalzentrum an der Vogelsangstraße oder bei Bedarf auch in der Kinder-Intensiv-Station am Helios-Krankenhaus versorgt.

Aber nach der Geburt geht der Stress erst richtig los - auch wenn sich nach der Erfahrung der Ärztin alle Eltern auf ihre Zwillinge freuen. "Mehrlinge sind immer eine höhere Belastung für die Familie", sagt sie. Schon allein zum Stillen müsse die Mutter "sehr ehrgeizig" sein, aber nach Anleitung sei das durchaus möglich.

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