Döppersberg: „Die Mauer muss weg“

Beim WZ-Mobil hagelt es Kritik am sandfarbenen Bauwerk oberhalb des Bahnhof-Eingangs.

Döppersberg: „Die Mauer muss weg“
Foto: Andreas Fischer

Sandsteinfarben mit unregelmäßig versetzten Öffnungen, so präsentiert sich die etwa zwei Meter hohe Mauer über dem Eingang zum Hauptbahnhof. Ein Bauwerk, das bei den Besuchern am WZ-Mobil gestern unterschiedliche Meinungen provozierte, die von begeisterter Zustimmung bis zu vernichtender Ablehnung reichten.

Jörg Brinkmann, als Mitinhaber von Bilder Brinkmann dem ästhetisch Schönen verpflichtet, zeigte sich sehr angetan. „Ich bin begeistert. Eine sehr schöne Gesamtgestaltung, die zukunftsorientiert ist und sicher auch späteren Generationen gefallen wird.“

Ferdinand Bader hatte sich noch nicht ganz entschieden: „Auf den ersten Blick gefiel es mir nicht, aber jetzt muss ich sagen, dass die Mauer das gesamte Bild auflockert.“

Da war Marlene Baum völlig anderer Meinung: „Pures Entsetzen, wenn ich das hier sehe. Die Proportionen des Bahnhofs sind nicht mehr erkennbar, und je näher man heran geht, desto mehr verschwindet das historische Gebäude wie auch die benachbarte ehemalige Bundesbahndirektion.“ Um ihrer Meinung Nachdruck zu verleihen, listet sie noch weitere „Bausünden“ auf: „Ein Sammelsurium von Bauelementen, jedes Element hat eine andere Farbe. Völlige Ignoranz gegenüber der bestehenden Bausubstanz. Die Verbindung zwischen Bahnhof und Bundesbahndirektion ist verloren gegangen. Ich kann gar nicht hinsehen.“

Ähnlich sah es der bekannte Illustrator Klaus Burandt, der eigens zum WZ-Mobil gekommen war, um seine Kritik loszuwerden. Zunächst bedachte er die Mauer mit einem Fachausdruck aus dem Verdauungsbereich und legte dann los. „Da versuche ich in vielen Büchern, Illustrationen und Plakaten, die Stadt positiv zu verkaufen, und dann muss ich mir so etwas ansehen. Was haben sich die Planer dabei gedacht? Die wichtigen historischen Gebäude werden mehr und mehr verdeckt. In Berlin werden historische Gebäude restauriert und wieder aufgebaut, und hier wird Schönes verhunzt“, schimpfte Burandt und erinnerte auch an Historisches aus anderen Stadtteilen. Seine Alternative zum Sandstein: „Da wären Glasbausteine schon besser gewesen.“

Auch Harald Martin ließ kein gutes Haar an dem sandsteinfarbenen Wall: „Die Mauer lenkt nicht den Blick auf den Bahnhof, sondern verdeckt die größten Teile des Bahnhofs. Der Bahnhof wirkt nur noch unscheinbar, und von der ehemaligen Bundesbahndirektion ist so gut wie gar nichts mehr zu sehen. Der Begriff Mauer ist in Deutschland ohnehin negativ belegt. Deshalb kann ich nur sagen: Die Mauer muss weg.“

Und seine Ehefrau Gabriele Martin schüttelt nur den Kopf: „Jetzt weiß ich auch, warum im Bahnhofsgebäude keine Rundbogenfenster eingesetzt wurden. Man hätte sie ja ohnehin nicht gesehen.“

Eine Meinung, die auch Monika und Holger Szalla per E-Mail vertraten. Allerdings fand Gabriele Martin auch einen positiven Aspekt: „Wenn man aus dem Bahnhof kommt und auf die Schwebebahn und die Poststraße schaut, dann gefällt mir das schon.“

Beate Tepper brennt das Thema Mauer bereits länger unter den Nägeln: „Ich frage mich, wer diese Idee hatte, die schönen historischen Gebäude so einzumauern. Aber dann mitten drin ein Edelknast, der protzig und trotzig da steht und alles zu erschlagen droht.“

Brigitte Orlich verbindet die sandsteinfarbene Mauer mit einer „Gemüse-Stiegen-Optik. Sie sagt: „Das Hässliche dominiert auf dem gesamten Döppersberg. Man kann sich dem Kopfschütteln der vielen Passanten nur anschließen.“

Rolf Weißenbach geht mit den Planern und Entscheidern hart ins Gericht. Er fordert eine öffentliche Entschuldigung für „diese schlimme, architektonische Verunstaltung“.

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