Öffentlicher Nahverkehr Diskussion über mögliche Kürzungen bei weiteren Buslinien schreckt Wuppertaler auf

Wuppertal · Streichungen im ÖPNV sorgen in Wuppertal häufiger für Ärger, nun wird wieder über eine Ausdünnung diskutiert. Die WSW sagen, noch sei nichts entschieden. Die SPD übt aber bereits Kritik.

 Schon als die Sonntagsfahrten der Linie 650 gestrichen wurden, gab es Proteste. Jetzt sorgt die Idee der Einstellung der Linie für Diskussionen.

Schon als die Sonntagsfahrten der Linie 650 gestrichen wurden, gab es Proteste. Jetzt sorgt die Idee der Einstellung der Linie für Diskussionen.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Gibt es Pläne, einige Quartiers-Buslinien auszudünnen oder gar zu streichen? Die Stadtwerke widersprechen solchen Aussagen. Doch die Bürger sind misstrauisch.

Stadtwerke-Sprecher Holger Stephan betont: „Wir sehen uns immer wieder alle Linien an.“ Aktuell sei aber nichts spruchreif. Auch Sabine Schnake, Verkehrsplanerin der Stadtwerke, sagt: „Es gibt überhaupt keine Entscheidung.“ Man diskutiere immer wieder darüber, was die Stadtwerke leisten könnten. Dafür beobachteten sie das Angebot regelmäßig, prüften, welche Busse voll seien und welche weniger voll. Jetzt im Dezember stünden keine Änderungen an. „Das ist kein konkretes Thema.“ Ohnehin müssten Änderungen, die über eine gewisse Kilometerzahl hinausgehen, mit der Stadt abgestimmt werden.

Bei der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Elberfeld-West jedenfalls ist man entschieden gegen eine Kürzung oder gar Streichung bei den Quartiersbussen 629 und 639: Damit seien endgültig alle Bewohner auf dem Boltenberg und in der Siedlung Sillerstraße aufs Auto angewiesen, kritisiert die Partei. Das sei „völlig inakzeptabel“.

Kritik an der Streichung des E-Busses

Sabine Schmidt, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, erklärt: „Wir fordern schon lange, dass neu entstandene Einkaufszentren besser mit Bussen angebunden werden.“ Das Zentrum an der Sonnborner Straße, in dem sich 629 und 639 treffen, sei bisher ein Beispiel dafür, wie es gut laufen könne.

Ihr Parteikollege Max Guder bestätigt: „Wir sehen aus unserer Geschäftsstelle an der Sonnborner Straße, dass die Haltestelle sehr frequentiert wird, gerade von älteren Menschen.“ Er kritisiert auch die Streichung des E-Busses, der die Kinder von den beiden Grundschulen GGS Am Nützenberg und der Sophienschule auf dem Nützenberg nach Hause brachte. Die Stadtwerke setzen den Bus trotz Protesten von Eltern und Schulen nach den Sommerferien nicht mehr ein, weil ihn durchschnittlich nur 16 Kinder nutzten – das sei nicht wirtschaftlich. Guder verweist auf viele Aktionen und Gespräche, die ohne Erfolg blieben. „Ich sehe das im Gesamtkontext, da klagen wir über Elterntaxis und dann streicht man den Bus.“

Dass Kinder auch von einer Streichung der Quartiersbusse betroffen wären, darauf weist Zooviertel-Bewohner Klaus Nagel hin. Er treffe in der Linie 639 regelmäßig Schulklassen der Grundschule Donarstraße, die zur Sportstunde im Bayer-Sportpark fahren. Und auch die Kita Stoppelhopser von der Eddastraße im Zooviertel nutze den Bus für Ausflüge.

In Ronsdorf will man eine Streichung der Quartierslinie 650 verhindern. Eine Nutzerin hat Unterschriftenlisten in den Geschäften ausgelegt, die sie anschließend den Stadtwerken übergeben will.

Takt der Linie sei bereits vor Jahren ausgedünnt worden

Peter Stuhlreiter, lange SPD-Politiker für Ronsdorf und einst kaufmännischer Leiter der Klinik Bergisch Land, erinnert sich, dass er sich Ende der 80er Jahre „mit Herzblut“ dafür eingesetzt hat, die Idee der Quartiersbusse auch in Ronsdorf umzusetzen.

Und bis heute trage die Klinik mit dem Kauf eines Ticket-Kontingents zum wirtschaftlichen Betrieb der Linie bei. Der Takt der Linie sei bereits vor Jahren ausgedünnt worden. Als es dazu erste Gerüchte gab, hätten die Stadtwerke auch erst beschwichtigt, dann sei es doch dazu gekommen. „Das klingt heute genauso“, sagt er.

Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes (SPD) sagt zu einer möglichen Streichung: „Das werden wir so nicht hinnehmen.“ Er hält es für ein Problem, dass die Stadtwerke inzwischen zu große Fahrzeuge einsetzten – dann sei die Nutzung durch wenig Fahrgäste unwirtschaftlich. Früher seien kleinere Fahrzeuge unterwegs gewesen: „Das ,Büsken‘ war für die Quartiere optimal.“

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