Digitalisierung verändert die Uni

Der technische Wandel zieht durch alle Fächer. Dabei bringt der vor allem Chancen und — Arbeit, sagt Prof. Andreas Frommer.

Digitalisierung verändert die Uni
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Bildung ist im Wandel. Denn die Digitalisierung macht auch vor den Institutionen nicht Halt. Warum auch? Denn einerseits sind die Lernenden ja die, die die digitale Alltagstechnik in die Institutionen bringen. Andererseits müssen die Institutionen auf den Wandel jetzt reagieren und die Lernenden auf eine digitalere Zukunft vorbereiten.

Während an den Schulen noch vielfach von Mangel und fehlenden Kenntnissen die Rede ist, ist die Bergische Universität da besser aufgestellt. Die Infrastruktur für das schnelle Internet wird durch das Wissenschaftsministerium gesichert. Dazu werden Themen rund um die Digitalisierung der Gesellschaft nicht nur gelehrt, sondern auch erforscht. Die Uni muss am Puls der Zeit sein — und ihn bestenfalls voranbringen.

Das macht sich aber nicht nur in den Studiengängen wie Informatik deutlich, sondern quer durch die Bank. Der Prorektor für Forschung und Lehre, Prof. Andreas Frommer, hat einen guten Überblick, was an der Uni passiert.

Das fängt beim Personal an. Demnächst soll es Professuren für Big Data und IT-Sicherheit geben. Professuren für digitale Medientechnik und zur Digitalisierung in den Geisteswissenschaften befinden sich im Besetzungsverfahren. Zudem gibt es eine Stiftungsprofessur für Wirtschaft und Technik, die vor allem das Thema Industrie 4.0 erforscht, eine Stiftungsprofessur für Multi-Channel-Marketing sowie einen Schwerpunkt im Bereich digitaler Medien bei der Professur Didaktik der visuellen Kommunikation. „Dadurch profitieren vor allem die Studenten, die Medienfächer an Berufskollegs unterrichten sollen“, sagt Frommer.

Auch in anderen Lehramtsfächern werden digitale Medien verankert. Das ist sinnvoll, hat doch das Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik gerade erst festgestellt, dass sich vor allem männliche Jugendliche in ihren technischen Fähigkeiten massiv überschätzen — auch weil die Schule die Kompetenzen nicht spiegeln kann. Daran arbeitet die Bergische Universität.

Darüber hinaus hat die Digitalisierung aber auch Folgen auf den Lehralltag. Die Uni will laut Frommer bis 2020 vor allem die Studieneingangsphase digital mehr begleiten und so schon vor den Klausuren Rückmeldungen über die Leistungen geben, damit die Studenten nicht erst am Ende des Semesters aufwachen. Dazu soll es digitale Brückenkurse geben, um die Lücken zu füllen.

Aber Technik bringt nicht nur die Lehre nach Hause. Die Studenten bringen auch die Technik in die Uni. Und die findet Wege, die einzusetzen. So gibt es etwa ein „Audience Response System“, bei dem Studenten während der Vorlesung Fragen dazu auf ihr Smartphone bekommen und beantworten können. Für den Professor ist es eine Kontrolle des Lernerfolgs seiner Studenten, für die ist es eine Möglichkeit, ihre Geräte einzusetzen. „Für mich ist das ein sehr großer Fortschritt“, sagt Frommer. Das unterbreche die Monotonie einer Vorlesung und mache die Smartphones zu einem Mehrwert.

Während Digitalisierung in vielen Wirtschaftszweigen mit der Angst vor Automatisierung und Arbeitslosigkeit verbunden ist, ist eher das Gegenteil an der Uni der Fall. Neben mehr Professoren bedeuten auch die technische Begleitungen erstens mehr Arbeit für die Lehrenden — und auch die Studenten würde nicht weniger. Und: „Lernen bleibt weiterhin anstrengend“, sagt Frommer. Trotz der Technik.

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