Diesel-Skandal Werkstatt-Termin wird für Wuppertalerin zur Geduldsprobe

Barmen. · Eine Autofahrerin wartet seit Monaten auf ihr Fahrzeug. Das steht wegen eines fehlerhaften Software-Updates in der Werkstatt.

 Derzeit arbeiten die Software-Entwickler bei Mercedes noch am Update für die Diesel-Fahrzeuge.

Derzeit arbeiten die Software-Entwickler bei Mercedes noch am Update für die Diesel-Fahrzeuge.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Eigentlich sollte der Besuch in der Werkstatt nur eine halbe bis eine Stunde dauern, doch für Vera Segerath ist der Stopp beim Autohändler zum dauerhaften Ärgernis geworden, dessen Ende nicht abzusehen ist. Am 5. März hatte sie ihren Mercedes-Benz ML 250 beim Servicepartner Alfons Schönauen GmbH & Co. KG abgegeben, um eine neue Software des Motorsteuergerätes für das Dieselfahrzeug der Abgasnorm Euro 6 aufspielen zu lassen. Aus dem kurzen Zwischenstopp wurde aber nichts, das Update schlug fehl, der Geländewagen ist momentan nicht fahrbereit, weil die alte Software nicht wiederhergestellt werden konnte. Die Folge: Der 2012 erworbene Wagen steht weiterhin auf dem Gelände des Autohauses, wann eine funktionierende Software aufgespielt werden kann, steht in den Sternen.

„Bis heute kann mir niemand sagen, wie lange ich noch warten muss“, ärgert sich Segerath im Gespräch mit der WZ. Das Autohaus habe ihr zwar kostenfrei einen Leihwagen gestellt, doch da sie und ihr Ehemann das Fahrzeug nicht unbedingt brauchten, gaben sie den Leihwagen nach einer Woche wieder zurück.

Nun wundert sich Vera Segerath darüber, dass sich in der Sache für sie nichts tut. Mehrmals habe sie sich an die Beschwerdestelle von Mercedes-Benz gewandt, angerufen oder E-Mails geschickt, dort aber bestenfalls nichtssagende Antworten erhalten. Jetzt erwägt sie, einen Anwalt einzuschalten und Nutzungsausfall einzufordern.

Die geplante Aktualisierung der Software für den Wagen erfolgt auf Anordnung des Kraftfahrt-Bundesamtes. Damit will die Behörde eine unzulässige Kalibrierung der Motorsteuerung – Stichwort Dieselgate und seine Folgen – in den Dieselmotoren von Daimler beseitigen. Mit der neuen Software sollen die Stickoxid-Emissionen des Fahrzeugs weiter gesenkt werden. Die Aktualisierung erfolgt gratis, Einschränkungen in der Motorleistung sollen nach Angaben der Mercedes-Benz AG nicht auftreten.

Corona hatte Auswirkungen auf die Entwicklung des Updates

Um diese Einschätzung beurteilen zu können, müsste freilich erst einmal die Software erfolgreich aufgespielt werden. Beim Autohaus Alfons Schönauen bedauert man die Situation, kann aber nur an die Daimler-Zentrale verweisen. Der Hersteller habe leider eine falsche Software geliefert. Das sei allerdings „erst beim Aufspielen der Software aufgefallen“, sagt der Geschäftsführer und Inhaber des Autohauses, Alfons Schönauen, auf WZ-Anfrage. Die Motorkontrollleuchte habe nach der Aktualisierung geleuchtet, nun müsse man warten, bis die aktualisierte Software-Variante kommt und das Problem beseitigt werde. Erschwerend habe die Corona-Krise für Ausfälle in der Produktion gesorgt. „Da ging es auch in der Entwicklung nicht weiter.“

Laut Schönauen gibt es aktuell noch bei einem weiteren Fahrzeug Probleme beim Aufspielen der Software: Betroffen seien Geländewagen mit einem Vier-Zylinder-Dieselmotor. Der Geschäftsführer verweist darauf, dass seine Firma der Kundin ein „großzügiges Angebot“ gemacht habe und ihr einen Ersatzwagen kostenfrei und quasi ohne Auflagen überlassen hätte. Es handle sich um ein bundesweites Problem, das bei Daimler gelöst werden müsse. Insofern habe er leider keinen Einfluss auf die Situation.

Wann die neue Software vorliegt, ist unklar. Bei der Daimler AG in Stuttgart hofft man, dass die überarbeitete Software-Version „in einigen Wochen“ zur Verfügung gestellt werden kann. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers sind deutschlandweit derzeit rund 200 Mercedes ML 250-Fahrzeuge von dem Problem betroffen. Ursache sei eine „fehlerhafte Bauteildiagnose“, die in die Software eingesetzt worden sei. Der Sprecher verweist  auf die sehr hohe Komplexität der Motorsteuerung. „Insgesamt entwickeln wir für die laufenden Feldmaßnahmen mehrere Hundert Software-Varianten für die verschiedenen Modelle“, erklärt er.

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