Bergische Wirtschaft Die Wirtschaft sucht ihren Nachwuchs

Bergischer Innovationskongress befasste sich mit dem Fachkräftemangel - und den Wegen aus der Misere.

 NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart diskutierte auf dem Podium.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart diskutierte auf dem Podium.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Falls einer der teilnehmenden Vertreter von Unternehmen auf ein Patentrezept bei der Gewinnung von Mitarbeitern gehofft haben sollte, hatte Marc Calmbach vom Sinus-Institut ein ernüchterndes Fazit parat: den Königsweg zur Sicherung des Nachwuchses gibt es nicht. Angesichts einer vielfach zersplitterten Jugendszene muss der potenzielle Arbeitgeber heutzutage eine zielgruppenspezifische Ansprache wählen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu interessieren. So lautete die Einschätzung von Calmbach, der am Mittwoch im Rahmen des 5. Bergischen Innovations- und Bildungskongresses die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Jugend-Studie „Was geht nach der Schule?“ referierte.

Calmbachs Ausführungen gaben einen Einblick in die berufliche Orientierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Vorstellung der Studienergebnisse stand am Anfang des Bergischen Innovations- und Bildungskongresses, der in der Codeks-Arena stattfand und in diesem Jahr das Motto „Wirtschaft sucht Nachwuchs - Bildungskonzepte für das Bergische Land“ hatte. Ziel der Veranstaltung war es, Unternehmen aus der Region Strategien und Konzepte an die Hand zu geben, mit denen der aktuelle Nachwuchs- und Fachkräftemangel bekämpft werden kann. Neben Vorträgen und Diskussionen gab es auch Workshops sowie eine Ausstellung mit innovativen Geschäftsideen.

Um ein erfolgreiches „Ausbildungsmarketing“ zu gestalten, muss es nach Ansicht von Calmbach darum gehen, seine potenziellen Mitarbeiter besser zu kennen. Unter zahlreichen Gesichtspunkten wurde deshalb im Rahmen der Studie die Lebenswelt der Jugendlichen und Heranwachsenden durchleuchtet: Erkenntnisse sind unter anderem, dass der Nachwuchs Spaß bei der Arbeit haben möchte und einen Job anstrebt, in dem er seine Neigungen umsetzen kann. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben sei den jungen Leuten wichtiger als die Höhe des Verdienstes. Zudem müsse das Anwerben der jungen Leute auch auf die jeweilige Lebenswelt und die speziellen Lebensgruppen ausgerichtet sein.

Qualifizierte Mitarbeiter als das Kapital für die Zukunft

Einen breiteren inhaltlichen Rahmen zu dem Thema hatte zuvor die Eingangsdiskussion abgesteckt, an der NRW-Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart (FDP), Oberbürgermeister Andreas Mucke, Uni-Rektor Lambert T. Koch und der Hauptgeschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK), Michael Wenge, teilnahmen. Qualifizierte Mitarbeiter seien angesichts des aktuellen Fachkräftemangels das „relevante Kapital“ der Gegenwart und der Zukunft, sagte Pinkwart in seinem einleitenden Statement. Das Bildungssystem an Hochschulen, aber auch in der klassischen dualen Ausbildung müsse sich darauf einstellen, dass es in Zukunft viele Berufe gebe, die man derzeit noch gar nicht kenne.

Uni-Rektor Koch bekundete mit Verweis auf eine Quote von 28 Prozent Studienabbrechern an den deutschen Hochschulen, dass mehr dafür getan werden müsse, diese Quote zu senken. Deshalb biete seine Hochschule unter anderem „Schnupperstudien“, Online-Infos und Beratungen an, in denen sich die potenziellen Studierenden darüber informieren können, ob die akademische Ausbildung in diesem Bereich auch etwas für sie ist.

IHK-Hauptgeschäftsführer Wenge reklamierte die Interessen der Wirtschaft und sprach sich dafür aus, dass „nicht nur Akademiker auf den Arbeitsmarkt kommen“. So böten die Mitgliedsunternehmen seiner Kammer mehr als 300 Ausbildungsberufe an. Und auch OB Mucke verwies darauf, dass die Stadtverwaltung immerhin rund 5000 Beschäftigte habe und Einsatzmöglichkeiten in 40 verschiedenen Berufen biete. Aufgrund der hohen Nachfrage am Arbeitsmarkt seien derzeit allerdings noch etwa 250 Stellen in der Stadtverwaltung unbesetzt.

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