Die WSW wollen autonome Busse

Vorstand Andreas Feicht über den digitalisierten ÖPNV, Scheitern als Chance und die Pläne für das Glasfasernetz.

Herr Feicht, wann fahren Schwebebahnen und Busse ohne Fahrer?

Die WSW wollen autonome Busse
Foto: Andreas Fischer

Andreas Feicht: Wir glauben, dass man zwischen 2025 und 2030 eine zuverlässige Technologie dafür hat. Dann wollen wir die auch nutzen. Autonomes Fahren wird der neue Standard, daran können wir nicht vorbeisehen. Es hängt aber auch von den politischen Rahmenbedingungen ab, die müssen geregelt sein.

Welche Folgen erwarten Sie für den ÖPNV?

Feicht: Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen in Sachen Datenmanagement, müssen den Betriebshof anders organisieren und auch in Frage stellen, inwieweit wir das getaktete ÖPNV-System noch brauchen.

Wollen Sie das abschaffen?

Feicht: Wir sind überzeugt, dass es in Stoßzeiten einen Bedarf für getaktete Verbindungen gibt. Die Kunden wollen zur Schule oder zur Arbeit und zurück. Aber das muss nicht für alle Zeiten und Bereiche gelten. Ich kann mir vorstellen, dass es in den Außenbezirken flexiblere Möglichkeiten geben wird.

Es gibt eine Teststrecke für autonomes Fahren in Wuppertal. Nutzen Sie die?

Feicht: Aktuell nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass der Bus zwischen Cronenberg und Ronsdorf auf dieser Strecke eines Tages als Testbus fahren kann.

Wie sind andere Bereiche betroffen?

Feicht: Bei den WSW gibt es unglaublich viele Berufsbilder. Wir haben vor allem unser herkömmliches Geschäft, wir produzieren Strom, wir betreiben Flotten, einen Fahrdienst und haben Handwerker. Diese Bereiche sind unterschiedlich stark digitalisierbar. Digitalisierung bedeutet, dass Prozesse datengesteuert, dezentral gelenkt werden. Das geht nicht in allen Bereichen. Wenn ein Leck in einer 40 Jahre alten Leitung auftritt, die zudem nicht gut dokumentiert ist, braucht es eben Menschen vor Ort, die Entscheidungen treffen. Das wird sich so schnell nicht ändern. Bei Dokumentationen und Abrechnungen ist das anders.

Sie arbeiten doch sicher trotzdem daran, technologische Veränderungen im Betriebsablauf zu ermöglichen.

Feicht: Ja, darüber hinaus beschäftigen wir uns intensiv mit den Chancen der Digitalisierung für die traditionellen Bereiche und auch für potenzielle neue. Wir beschäftigen uns aber auch mit der Vereinfachung von Prozessen durch Digitalisierung, entwickeln Ideen für neue Kundenangebote und Kundenkommunikation, etwa über unsere Apps, die TalApp und die WSW move. Dabei ist auch die Auswertung von Markt-, Kunden- und Maschinendaten in Zukunft entscheidend.

Auch das Privatleben wird digitalisiert. Als Stromanbieter haben Sie Smart Boxen eingeführt, mit denen Kunden digital ihren Verbrauch ablesen und regulieren können. Wie kommt das an?

Feicht: Das ist bisher kein gutes Geschäftsmodell für uns. Wir haben einen Fehler gemacht und etwas eingeführt, was wir für sinnvoll hielten, ohne auf die Kundenwünsche zu achten. Der Kunde will wissen, wie viel Strom er verbraucht — aber nicht für diese Information zahlen. Wir müssen diese Daten kostenlos anbieten und dann für Folgedienstleistungen Angebote machen. Deshalb werden wir das Angebot in seiner jetzigen Form noch dieses Jahr vom Markt nehmen und im zweiten Halbjahr neue Ideen vorstellen.

Ist das ein Scheitern?

Feicht: Nein. Digitalisierung ist eine Haltungsfrage. Da muss man auch immer etwas probieren und Fehler machen und daraus dann lernen und das verbessern. Das gehört dazu.

Digitalisierung hat auch mit Infrastruktur und Internetgeschwindigkeit zu tun. Da hinkt NRW hinterher. Sie betreiben mit der Stadt und der Sparkasse ein 545 Kilometer langes Glasfasernetz. Wollen Sie das zugänglich machen?

Feicht: Wir entscheiden Ende des Jahres darüber, was wir damit machen können. Das hängt aber auch von der Landesregierung ab. Wir sehen das als Chance, die Infrastruktur vor allem Geschäftskunden zur Verfügung zu stellen. Wir wollen keine Konkurrenz zu Kommunikationsunternehmen sein. Aber Glasfaserkabel sind eigentlich wie Stromkabel — was das Verlegen angeht. Wir haben das Know-How dafür, das Netz hier auszubauen und anzubieten. Ob das auch für Privatkunden ginge, ist eine Frage der gesetzlichen Regulierung.

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