Empfang Die Wirtschaft beschwört die Einigkeit im Bergischen Land

Wuppertal/Solingen · Beim IHK-Empfang auf Schloss Burg wurde scharfe Kritik an Wuppertal laut. Eine Forderung wurde besonders deutlich.

 Voller Rittersaal: Der Solinger IHK-Jahresempfang auf Schloss Burg war sehr gut besucht.

Voller Rittersaal: Der Solinger IHK-Jahresempfang auf Schloss Burg war sehr gut besucht.

Foto: Moritz Alex

Eine Forderung von Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) hat am Dienstagabend beim IHK-Jahresempfang der Solinger Wirtschaft besonders viel Applaus erhalten: „Wir brauchen einen guten Kontakt zu den Nachbarn. Nur Zusammenarbeit bringt eine Lösung“, betonte Kurzbach während einer Podiumsdiskussion mit Thomas Meyer, dem Präsidenten der Bergischen Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid.

„Lasst uns nach vorne schauen“, mahnte Kurzbach auch mit Blick auf den Streit zwischen Remscheid und Wuppertal um das geplante Outlet-Center DOC. Meyer tadelte die Wuppertaler Verantwortlichen deutlich: Während Solingen und Remscheid bei der bergischen Zusammenarbeit „nach vorne wollen, steht Wuppertal auf der Bremse“, sagte er auf die Frage von Radio RSG-Chefredakteur Thorsten Kabitz, der die Podiumsdiskussion moderierte.

Die deutlichste Mahnung: Oberbürgermeister Tim Kurzbach trug seine Mahnung zum Zusammenhalt der Stadtgesellschaft besonders eindringlich vor: „Gehen Sie aufeinander zu.“ Die Tendenz der sich abgrenzenden Gesellschaftsgruppen erfülle ihn „mit großer Sorge“. Kurzbach sagt: „Lassen sie auch andere Meinungen zu.“ Ansonsten sei nicht sicher, dass die Gesellschaft in einigen Jahren noch friedlich zusammenlebe. „Das ist nicht gut für Solingen.“

Das wichtigste Verkehrsprojekt: Besonders intensiv wurde während des IHK-Empfangs mal wieder über Solingens fehlenden Autobahnanschluss gesprochen. „Eine Stadt dieser Größe ohne eigenen Autobahnanschluss ist beschämend“, sagte Thomas Meyer. Solingen solle baldmöglichst einen eigenen Anschluss über die Haus-Gravener-Straße bekommen, fordert er. Er verstehe die Sorge um den Eingriff in die Natur. Die nun geplante Nutzung des Standstreifens im Raum könne kurzfristig gut sein, „langfristig brauchen wir aber einen eigenen Anschluss“.

Bund und Land stehen sich
beim Schuldenschnitt im Weg

Das größte finanzielle Problem: Als große Belastung empfinden IHK-Präsident Meyer und OB Kurzbach die Schulden der Stadt. Solingen ist derzeit mit knapp einer Milliarde Euro im Minus. „Wenn wir das nicht geregelt bekommen, dann werden wir nicht investieren können“, so Kurzbach. Das Land und der Bund stünden sich bei der Frage nach einem Beitrag zu einem Schuldenschnitt für arme Kommunen wechselweise im Weg. Angesichts dieser desolaten Haushaltslage sei auch die Senkung der Gewerbesteuer kein Thema, bedauerte Meyer.

Der Umbau der Innenstadt: Die Solinger Innenstadt ist im Wandel. Dessen sind sich Kurzbach und Meyer bewusst. Stadtdirektor Hartmut Hoferichter sei es gelungen, für die Umgestaltung Fördergelder in Millionenhöhe zu gewinnen, so Kurzbach. Nun sei es an den Eigentümern der Gebäude, den Umbau und die räumliche Konzentration des Innenstadthandels aktiv mitzugestalten. „Das kann eine Stadtverwaltung nicht allein leisten.“ Thomas Meyer sieht trotz des wachsenden Online-Handels für die Geschäfte vor Ort eine gute Zukunft. Die könnten mit guter Beratung Kunden an sich binden.

Die positive Bilanz: Die Stadt sei mittlerweile auf rund 164 000 Einwohner gewachsen „und wir wachsen weiter“, freute sich Kurzbach. Als er 2015 sein Amt als Oberbürgermeister angetreten sei, habe er eine „Stadt in Depression“ übernommen. Zwischenzeitlich sei an vielen Orten in der Stadt eine Aufbruchstimmung spürbar, ist Kurzbach überzeugt. Besonders deutlich werde dieser Aufbruch in Ohligs, wo auf dem früheren Olbo-Glände ein modernes Stadtviertel entstehe. Auch Meyer sieht diesen Aufbruch in der Region: „Wir haben 2500 Unternehmen im bergischen Land im Bereich der Zukunftstechnologie.“

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