Die Welt vor der eigenen Haustür

Glücklich in Wuppertal? Ja, trotz allem, wegen allem, auf jeden Fall mit - fast - allem.

Ja, es gibt Ausnahmen. Es gibt diese Über-Denker, die Menschen, die mit dem Kopf überall im Nirgendwo sind. Philosophen, die vom Kleinen ins Große denken, aber nicht unbedingt wieder zurück. Vermutlich muss es sie auch geben. Irgendwer sollte den Überblick zu behalten versuchen. Die Zeit rennt. Was heute noch galt, ist morgen schon ein alter Hut. Und überhaupt die Technik. Ist es nicht erst zwei Wochen her, dass die Lochstreifen von Disketten abgelöst wurden? Alles ist in Bewegung, nichts bleibt, wie es ist. Da braucht es Leute mit dem intellektuellen Kompass. Und es ist gut, dass das die anderen sind. Denn in Wahrheit ist das, was wirklich wichtig ist, in aller Regel jeden Tag greifbar nah. Es ist die Hand der Tochter, die morgens mit zum Auto geht, um in die Schule gefahren zu werden. Es ist das Winken der Ehefrau an der Haustür, die noch schnell fragt, wann der Arbeitstag denn wohl zu Ende ist. Es ist das Geräusch des Föhns, der verrät, dass eines der Kinder vermutlich wieder auf den letzten Drücker aus der morgendlichen Maske kommt. Es ist der Blick über die Schulter zurück in die Straße, die längst Heimat wurde.

Die App „Glücklich in Wuppertal“ fördert genau das zutage. Sie fragt ihren Nutzer jeden Tag, was er wann unternommen, mit wem er geredet hat. Es braucht manchmal ein paar Minuten, die Hektik des Alltags zu sortieren. Am Ende einer Woche wird klar, wie viel Monotonie in einem Durchschnittsleben liegt. Na und? Schlimm? Nein, nicht schlimm. Es sind schließlich die kleinen Begebenheiten, die kleinen Momente, die sich zu einem ganzen, großen Leben zusammenfügen, auch wenn nicht jeder ein Über-Denker sein kann — oder sein muss. „Glücklich in Wuppertal“ reduziert den Einzelnen auf sich selbst, auf sein unmittelbares Lebensumfeld. Und es muss kein Über-Denker sein, der behauptet, dass die meisten Menschen auch in Wuppertal ein gutes, glückliches Leben führen — trotz allem, wegen allem und mit — fast — allem. Glück ist meistens die kleine Welt, in der so viele jeden Tag fast dasselbe tun. Die kleine grüne App des Wuppertal Instituts kann helfen, das wieder genießen zu lernen.

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