Die vielseitige Galerie beherbergt jetzt auch Ateliers

Sabine Kremer und Karin Schwertner führen seit 2016 die Backstubengalerie. Sie pendeln dafür zwischen Thüringen und Wuppertal.

Die vielseitige Galerie beherbergt jetzt auch Ateliers
Foto: Stefan Fries

Bodenständig wollen sie sein, sagt die eine. Kein Schickimicki anbieten, sagt die andere. Die Freundinnen Sabine Kremer und Karin Schwertner wollen einen Wuppertaler Kunstort mit Tradition in die Zukunft führen. Die Backstubengalerie am Ölberg hat gleich mehrere Vergangenheiten, als Ausstellungsraum für zeitgenössische regionale, auch unentdeckte Kunst, als Veranstaltungsraum und als Bäckerei. All dies soll sie bleiben und sich doch verändern. Ab 2018 ist sie auch Heimstätte zweier Ateliers. Mit den Worten der gebürtigen Elberfelderin Sabine Kremer: „Die Backstubengalerie ist meine Welt, da ich selbst Künstlerin bin, ein Stück Heimat eben.“

Wuppertaler

Kunst(t)räume

An der schmalen Schreinerstraße am Ölberg stehen sie noch, die stattlichen Gründerzeithäuser, Seite an Seite. Die Zeit scheint ein wenig stehengeblieben. Der Nummer Sieben sieht man auch heute noch ihr früheres Leben an. Im ehemaligen Ladenlokal steht auf schweren Dielen die ehemalige Verkaufstheke — nur dass hier, wie in den beiden Schaufenstern keine Brötchen, sondern Kunst in der Glasvitrine liegt. 1975 begann die künstlerische Laufbahn der vier zirka 3,20 Meter hohen Räume mit Christine Ostermann und ihrer Familie. „Jeder Mensch ist ein Künstler“, lautete die Devise. Von Anfang an wurde auf den insgesamt 120 Quadratmetern gemalt, musiziert und viel kommuniziert. Auch die heute 64-jährige Kremer stellte 2011 ihre Arbeiten hier aus — man lernte sich kennen, blieb in Kontakt. Und als Christine Ostermann altersbedingt aufhören wollte, sprang sie spontan ein. „Mit viel Idealismus und Herzblut.“

Seit 2016 pendeln Kremer und Schwertner zwischen dem thüringischen Artern und Wuppertal. Aus privaten Gründen waren sie 2005 nach Ostdeutschland gezogen, ohne die Bindung zu den Menschen in Wuppertal wirklich aufzugeben. Sie bauten sich eine Existenz auf, geben noch heute Schmuck-Workshops in Reha-Kliniken. Am heimischen Ölberg kümmern sie sich nun um Ausstellungen, Lesungen, musikalische Events und Künstlergespräche. 32 Veranstaltungen kamen so in zwei Jahren zusammen. „Wir wollen auch Leute in die Galerie holen, die sich sonst vielleicht nicht hineintrauen“, betont Industriehandelskauffrau Schwertner, die selbst durch ihre Freundin an die Kunst herangeführt und „angesteckt“ wurde. Die 67-Jährige kümmert sich unter anderem um die künstlerische Internetpräsenz.

Die Vielfalt soll auch 2018 bleiben. Nur, dass Kremer und der Haaner Künstler Guido Scholz nun auch ihre Ateliers in der Galerie haben. Damit das auch möglichst viele mitbekommen — Laufkundschaft gibt es hier eher nicht — wird dies am Freitag gefeiert. Mit Malaktion, Performance und Überraschungen. „Die Besucher können die Ateliers selber entdecken. Das ist spannender als eine Ausstellung“, findet Schwertner. Anfassen ist also erlaubt, „natürlich unter Aufsicht“, sagt Kremer lächelnd.

Besucher können so auch ihre Arbeiten entdecken. Kremer malt gerne farbig, ihr Hauptthema ist der Mensch, den sie mit Figurinen und Symbolen darstellt. Neben dem „Schwerpunkt an der Wand“ unternimmt sie „Ausflüge“ ins Upcycling, schafft aus Sachen, die andere wegwerfen — ob verbrauchte Kaffeekapsel oder defekte Perle — kleine Skulpturen.

Die nächste Veranstaltung soll ein kreativer Sonntagnachmittag im März sein, die erste Ausstellung des Jahres im April Bilder des vierjährigen Wunderkindes Amelie Rösler zeigen. Ansonsten präsentiert die Galerie ihre Bestände. So manches Kunst-Schätzchen — auch aus der früheren Backstubengalerien-Zeit — will hier noch entdeckt werden.

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