Die vergessene Verfolgung - Gedenkstunde unter Polizeischutz

Gedenkfeier erinnerte an die Vernichtung von Sinti und Roma in der NS-Zeit. Neonazis stören das Gedenken.

Oberbarmen. Es ist ein Kapitel der Nazi-Herrschaft, das bislang kaum beachtet wurde: die Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten, der zwischen 220.000 bis 500.000 Menschen zum Opfer fielen. Auch die Verfolgung der Sinti und Roma in Wuppertal ist kaum erforscht — bisher sind 54 Verfolgte namentlich bekannt. Nachdem man sie zunächst in einer Siedlung am Klingholzberg zusammengepfercht hatte, wurden sie am 3. März 1943 in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Der Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen erinnerte daran am Montag mit einer Gedenkfeier im Jugendzentrum Oberbarmen.

Dass Geschichte alles andere als vergangen ist, zeigte der Auftakt der Veranstaltung: Zwei polizeibekannte Wuppertaler Neonazis erschienen vor dem Jugendzentrum, um die Feier zu stören. Die Veranstalter riefen die Polizei — die zeigte fortan Präsenz vor dem Zentrum. Laut Gedenk-Organisator Stephan Stracke sind Störmanöver der rechten Szene bei solchen Veranstaltungen mittlerweile kein Einzelfall mehr.

Nichtsdestotrotz wurde es noch eine bewegende Veranstaltung, bei der Adriano Paßqualis Vortrag herausragte. Der Vater des Oldenburgers überlebte eine sechsjährige Gefangenschaft im Konzentrationslager, von der er sich nie erholte. Michael Schäfer vom Landesverband der Sinti und Roma sprach von den Vorurteilen, die Sinti und Roma damals begleiteten.

„Deshalb haben die Sinti und Roma auch noch weniger Hilfe und Solidarität erfahren, sondern nur Diffamierung und Gleichgültigkeit“, so Schäfer. Eine Aussage, die angesichts der aktuellen Diskussion über Sinti-Armutsflüchtlinge aus Osteuropa sehr bitter nachklingt.

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