Die unendliche Geschichte der Wuppertaler Ruinen

Nach dem Einsturz eines Hinterhauses in Wichlinghausen wird wieder über baufällige Gebäude diskutiert. Der Stadt sind oft die Hände gebunden.

Wuppertal. Mit einem Knall war sie wieder in aller Munde: die unendliche Geschichte von Wuppertals Bauruinen. Den Knall gab es am Dienstagnachmittag. Wie berichtet, gab an der Handelstraße ein unbewohntes zweigeschossiges Hinterhaus nach. Weil anschließend im Nachbarhaus Risse festgestellt wurden, mussten die Bewohner raus. Gestern durften sie zurückkehren, müssen allerdings erst einmal ohne Heizung auskommen.

Wie es an der Handelstraße weitergeht, ist offen. Und: Die Einflussnahme der Stadt ist in ähnlichen Fällen gering. Es gibt keine "schwarze Liste" über Bauruinen. Potenzielle Einsturz-Kandidaten geraten erst dann in den Blick, wenn Nachbarn, Ordnungsdienst-Streifen oder Mitarbeiter der Bauaufsicht Hinweise geben.

So geschehen bei der mehrgeschossigen Ruine an der vielbefahrenen Schönebecker Straße 27c. Nach einem Brand in den 1990er Jahren steht die Immobilie leer und gammelt vor sich hin. Im Juli 2007 entschied das Bauordnungsamt nach einer Begehung auf "Gefahr im Verzug". Das Technische Hilfswerk (THW) sicherte in einer sechsstündigen Aktion das bröselnde Ungetüm.

Berühmt-berüchtigt ist auch das baufällige Fachwerkhaus an der Friedrich-Engels-Allee140. Vor Jahren wurde dort die letzte Bewohnerin wegen gravierender Mängel aus dem Gebäude geholt. Seither sind an der Gammel- Immobilie die Fenster vernagelt - mehr nicht. In der Nordstadt brannte im Juni 2008 an der Bandstraße ein unbewohntes mehrstöckiges Haus. Mehrere Zwischendecken und das Dach gaben nach. Abriss? Fehlanzeige.

Was tut die Stadt? Salopp gesagt: nur das Nötigste. "Die Möglichkeiten sind durch das grundgesetzlich geschützte hohe Gut des Eigentums begrenzt", sagt Stadt-Sprecherin Martina Eckermann.

Soll heißen: Standfestigkeit und Abriss einer Immobilie sind Privatsache. Nur bei konkreter Gefährdung der öffentlichen Sicherheit könnte die Stadt sogar einen Abriss verfügen. Das hat es in den vergangenen Jahren allerdings nicht gegeben. Stattdessen wurden Ruinen so weit gesichert, dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Das sieht nicht schön aus, ist aber billiger. Denn bei Sicherungseinsätzen geht die Stadt in Vorkasse, muss die Kosten beim Ruinen-Besitzer eintreiben. Ein Abriss dagegen ist deutlich teurer.

So manche Problem-Ruine ist mittlerweile auf Privatkosten verschwunden. So jenes Fachwerkhaus an der Tütersburg, das im Januar 2009 einzustürzen drohte. Oder das mehrere hundert Jahre alte "Rebenhäuschen" am Nützenberg und der "Wuppertaler Hof" in der Kohlfurth. Allein in der Kohlfurth sollen sich die Kosten auf mehrere zehntausend Eurto belaufen haben. "Rebenhäuschen" und Wuppertaler Hof standen unter Denkmalschutz. Der ist auch so ein Kapitel für sich.

Beispiel: Die kuriose Ruine am Untenrohleder. Weil ein Architekt unsachgemäß an dem Haus aus dem Jahr 1686 gebaut haben soll, wurde ein fünfstelliges Bußgeld fällig, das Gerippe aus der Denkmalschutzliste gestrichen. Der finale Abriss ist von Amts wegen allerdings ebenfalls nicht gestattet - zumindest solange keine unmittelbare Gefahr von den kahlen und verwitterten Balken und dem Baugerüst ausgeht.

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