Die Unbezahlbaren

Die Pflege ist ein sehr menschlicher Beruf. Das Endprodukt ist nicht so greifbar wie das Haus des Architekten oder die Torte des Konditors. Die gute Arbeit misst sich am Wohlergehen eines Menschen.

In der grauen Pflege-Praxis wird das Ziel aber durch die schlechten Rahmenbedingungen aus dem Auge verloren. Das gilt in den Altenheimen ebenso wie bei den ambulanten Pflegediensten, wo die Fachkräfte Zahlen hinterherjagen müssen. Die sind im Gegensatz zu Glück und Wohlbefinden messbar. Und die Zahlen sagen: Wenn ein Pflegedienst für die Hilfe beim Toilettengang nur 4,79 Euro verdient, dann darf diese „Leistung“ nur eine bestimmte Zeit dauern. Plötzlich müssen Menschen in der Zeit X abgearbeitet sein. Die einzige Stellschraube an der der Pfleger da noch drehen kann, ist die Qualität. Dabei ist vielen Kranken der warme Händedruck und das offene Ohr viel wichtiger als die gekämmten Haare. Für sie sind das unbezahlbare Gesten — für die Krankenkassen unbezahlte Leistungen.

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