Die totale Erinnerung: Wie sieht nochmal das Barmer Rathaus aus?

Eine Amerikanerin kann sich an jeden Tag ihres Lebens erinnern. Eine Stichprobe der WZ in Elberfeld zeigte: Details selbst aus dem täglichen Umfeld haben die Wenigsten parat.

Wuppertal. Am Laurentiusplatz steht gleich neben der Imbissstube eine blau gestrichene Kirche mit einem Glockenturm, von dem täglich um zwölf Uhr Händels "Ode an die Freiheit" erklingt. Beim Spiel "Original und Fälschung" offenbart dieser Satz Fehler, die aber nur derjenige entdeckt, der mit offenen Augen durchs Leben geht und Gesehenes gespeichert hat.

Die Amerikanerin Jill Price hat jeden ihrer Tage parat. Dagegen kann sich die junge Wuppertalerin Nicole Graupmann spontan nicht an ein besonderes Erlebnis erinnern. Ihre Mutter Erika Graupmann meint, dass überhaupt nur Dinge haften bleiben, die einen sehr berühren. "Alles andere läuft routinemäßig ab, das hat man nicht im Kopf."

Gemeinsam versuchen sie dann, den Johannes-Rau-Platz vor das geistige Auge zu holen. "Da ist so ein Brunnen, die Polizeiwache, ein Geschäft für Brautmoden." Und die Rathausfassade? "Nimmt man nicht wahr."

Klaus Flieger weiß in dem Punkt mehr: "So furchtbare quadratische Bodenplatten" gebe es auf dem Platz, rechts und links Baumreihen, am Rathaus eine markante Treppe und hoch oben "irgendwelche Figuren". Ganz genau erinnere er sich aber an den 16., "eh, Moment mal eben, jetzt haben wir Mai, eh, ja, dann war es wohl April 1975".

Das Ende einer Rallye-Karriere: Er machte als Co-Pilot die Ansage, die der Fahrer falsch umsetzte. Den Unfall kann Flieger detailgenau beschreiben. Ausgeblendet ist dagegen alles, was am selben Tag vor dem Crash geschah.

Sie habe zuviel erlebt, um sich an solche Dinge zu erinnern, glaubt Maral Altinbas. Den letzten Kinofilm hat sie aber noch im Gedächtnis, allerdings nicht den Titel. "Eine türkische Komödie. Da ging es um einen Raub im Spielkasino." Auf die Frage nach Details im Stadtbild kontert sie: "Ich wohne in Köln."

Na gut, wie sieht es rings um den Dom aus? Mit Hilfe ihrer Freundin Saliha Demirel kramt sie im Gedächtnis. Auf der einen Seite liegt der Hauptbahnhof, auf der anderen die Hohe Straße, "da kann man gut einkaufen". "Da sind das Römisch-Germanische Museum und das Schokoladenmuseum." Tatsächlich? "Äh, nein, das ist ein anderes Museum. Kunst oder so."

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