„Die Stadtwerke müssen raus aus der Atomenergie“

Hermann Ott, für die Wuppertaler Grünen im Bundestag, spricht über die Energiewende im Bergischen Land.

Herr Ott, wie lange dauert es, bis das Bergische Land seinen kompletten Energiebedarf aus regenerativen Energien decken kann?

Hermann Ott: Spätestens bis 2050. Der Bedarf an Elektrizität sollte bis 2030 gedeckt werden können.

Wenn Sie von Elektrizität sprechen — die muss ja irgendwo herkommen. Atomstrom soll es keiner mehr sein, fossile Energie ja auch nicht. Was muss geschehen, damit die Wende gelingen kann?

Ott: Die Wende ist abhängig von Rahmenbedingungen auf der nationalen und internationalen Ebene. Aber es gibt auch sehr viel, was die Städte hier im Bergischen selber machen können. Wir sind gerade dabei, das mit dem Kongress über erneuerbare Energien am 15. Juli anzuschieben. Grundsätzlich wollen wir aber auch gar nicht in dem Sinne autark sein, dass in der Region nur Strom verbraucht wird, der auch hier erzeugt wurde. Aber die Bilanz muss stimmen.

Welche regenerativen Energien bieten sich fürs Bergische an?

Ott: Wir haben hier die klassischen Energien wie Wasser und Biomasse, und das ist auch noch ausbaufähig — vor allem die Energiegewinnung aus Biomasse. Aber daneben sind auch die neuen Energien wie Solar- und Windenergie wichtig.

Das Bergische Land war durch seine Wasserkraft mal regionaler Vorreiter der Industrialisierung. Könnte Wasserkraft der Schlüssel fürs Bergische Land sein?

Ott: Sie wird auf jeden Fall eine noch größere Rolle spielen als jetzt. Spannend wäre es, zu untersuchen, inwieweit sich hier auch Speichermöglichkeiten ergeben. Denn die müssen wir deutschlandweit ausbauen. Wir brauchen bessere Netze und bessere Speicherkapazitäten.

Was kostet das?

Ott: Mittel- und langfristig wird Energie billiger werden, das prophezeie ich.

Warum?

Ott: Das liegt erstens daran, dass die Preise für fossile Energien steigen werden. Davon profitieren die Erneuerbaren. Mit höherer Fertigungszahl werden sie zudem immer günstiger — das sehen wir ja heute schon bei Solaranlagen. Aber zweitens haben die Erneuerbaren einen unschlagbaren Vorteil: Es fallen keine Brennstoffkosten an.

Wird es nicht erst einmal teurer?

Ott: Man muss anfänglich natürlich investieren. Aber diese Kosten werden sich schon sehr bald amortisieren. Und das private Kapital ist im Bergischen vorhanden. Die Horrorzahlen, die von den entsprechenden Gruppen immer wieder in den Ring geworfen werden, halten auch die meisten unabhängigen Wissenschaftler für absolut unrealistisch.

Andreas Feicht von den WSW sagt, dass mit einer Preissteigerung von rund 30 Prozent gerechnet werden muss. Halten sie das für einen Mythos?

Ott: Absolut. Ich merke das an meinen Stromrechnungen. Ich beziehe Ökostrom, der früher noch teurer war als der konventionelle Strom. Mittlerweile sind die Preise gleich, und bald wird der Ökostrom billiger sein.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der WZ Wuppertal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort