Die Spaten-Jury hat die Qual der Wahl

Prüfer begutachteten fünf Bewerber für die Auszeichnung „Goldener Spaten“ für vorbildliche Kleinsiedlungen.

Von „tief im Westen“ bis nach „Fern-Ost“ führte der Rundgang des achtköpfigen Gremiums, das den diesjährigen Gewinner des „Goldenen Spatens“ küren soll. Am Freitag machte sich die Gruppe, bestehend aus Mitarbeitern des Ressorts Grünflächen und Forsten, des Stadtrates und des Siedlungskreisverbandes unter der Leitung von Lutz Kosanke auf den Weg, um die fünf Bewerber ausführlich zu begutachten.

Die Spaten-Jury hat die Qual der Wahl
Foto: Stefan Fries/Anna Schwartz

Der Weg führte zunächst in die Siedlung Osterholz, dann in die westlichste Ecke, nämlich den Westpark, zum Bremkamp, auf die Südhöhen zum Wilhelmring und dann in den östlichsten Winkel Wuppertals, nach Beyenburg zur Siedlung Sondern. Die Jury-Mitglieder notierten dabei ihre Eindrücke zum Erscheinungsbild von Siedlung, Haus- und Nebengebäuden sowie der Gärten und ihres Pflegezustands.

Die Spaten-Jury hat die Qual der Wahl
Foto: Stefan Fries/Anna Schwartz

Wie sieht es mit Gestaltung und Nutzung der Gärten in Bezug auf Obst, Gemüse, Blumen und deren Kompostierung aus? Wie läuft das Gemeinschaftsleben ab? Punkte, zu denen Antworten der Siedlungen vorlagen, aber es ergaben sich auch persönliche Fragen, die vor Ort geklärt wurden. Und dann gab es noch ein Sonderthema: Wie insektenfreundlich sind die Gärten bei den fünf Kandidaten, die etwa ein Viertel der Siedlungen auf Wuppertaler Gebiet (19) ausmachen?

Holger Salzmann, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Osterholz, empfing das Gremium. Das nahm das große Insektenhotel auf alten Baumstrünken nahe des Spielplatzes und einige der insgesamt zehn ähnlichen von den Kindern der Siedlung gebastelten „Pensionen“ für die fliegenden Bestäuber in Augenschein.

Die Spaten-Jury hat die Qual der Wahl
Foto: Stefan Fries/Anna Schwartz

Etliche Gärten mit farbenprächtiger Blumen-Idylle taten ein Übriges, die Jury positiv zu stimmen. „Das wäre mir zu viel Arbeit“, wurde Martina Klos’ blühende Pracht bewundert. Die Besitzerin erinnerte daran, dass sich ihr Mann noch als „Bienenvater“ betätigt hat. Allerdings nicht am Osterholz, denn ein Nachbar hatte sich über die summenden Honiglieferanten beschwert.

Alsdann ging es zum 1970 gegründeten Westpark, wo die Vorsitzende Wenke Kowalewski am Siedlerfest-Container wartete. Wenke Kowalewski hob hervor, dass der Container einmal pro Monat für Feste genutzt wird, an denen alle Generationen teilnehmen. „Hier ist der Generationenwechsel schon recht gut gelungen“, so die Vorsitzende.

Wobei man wissen muss, dass in vielen Siedlungen die „Gründerväter und -mütter“ nicht mehr leben. Es fällt oft nicht leicht, neue Nachbarn oder Nachkommen für den Siedlungsgedanken zu gewinnen, so dass sie Mitglieder der Gemeinschaft werden. Natürlich gibt es auch hier Insektenhotels, wobei Wenke Kowalewski darauf hinwies, dass sie vornehmlich mittels Blumen und Ostpflanzen für die Nahrung der Insekten sorgt.

Besonderheit des Westparks: Kowalewskis Vater Udo Ponge gehört zu den handfesten 18 Siedlern, die ihre Häuser im dritten Bauabschnitt mit eigener Hand gebaut haben. „Wir haben jede Bodenplatte, jedes Stockwerk und natürlich auch jedes Richtfest ausgiebig gefeiert“, erinnert er sich.

1939 wurde die nahe gelegene Siedlung Bremkamp mit heute 245 Häusern gegründet. Hier führt Henrike Melangeri den jungen Vorstand an. „Mit ihr ist frischer Wind eingekehrt“, lobte Lutz Kosanke vom Siedlungsverband. Die Vorsitzende erklärte, dass eine Umfrage ergab, dass einer der Siedler sogar Weizen anbaut.

Ein wahres Prunkstück ist der Garten von Wolfgang Poweleit. Er sorgt dafür, dass während der gesamten Freiluftsaison immer etwas blüht, damit die Bienen ausreichend Nahrung finden. Er unterhält in einer „Filiale“ seines Areals auch selbst Bienenvölker sowie einen prächtigen Teich mit Kois und Graskarpfen, deren Naturbassin dank fünf biologischer Filter ständig frisches Wasser hat.

An der vierten Station hatte Lutz Kosanke ein Heimspiel. Er ist nämlich auch Vorsitzender der Siedlung Wilhelmring. Da hat man keine Insektenhotels eingerichtet, sondern setzt auf alte Mauern, in deren Ritzen sich die kleinen Tiere ebenfalls wohlfühlen. „Und dann haben wir auch aufgeschichtetes Altholz. Da siedeln sich nicht nur Insekten, sondern auch Blindschleichen, Igel und anderes Kleingetier an. Das sind richtige kleine Biotope“, so Kosanke.

Die letzte Etappe führte zur Siedlung Sondern hoch über Beyenburg, wo ein Siedlungshaus, das Gebäude des einstigen Schützenvereins „Einigkeit“, auf die „Reisenden“ wartete. Von denen haben Bürgermeisterin Maria Schürmann und Peter Ehm, ehemaliger Leiter des Ressorts „Grünflächen und Forsten“, schon diverse „Goldener Spaten-Gewinner“ gekürt. „Aber so knapp wie diesmal war es noch nie“ stellte die Gruppe beim Auswerten der Bögen fest.

Wer den „Goldenen Spaten“ gewonnen hat, zeigt sich am 22. September: Im Jugendheim der Siedlung Wilhelmring wird die Trophäe überreicht.

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