Die Sinfoniker begeistern Computerspiel-Fans

Zweimal ausverkauft: Live-Musik japanischer Komponisten aus „Final Fantasy“.

Wuppertal. Ein zweimal ausverkaufter großer Stadthallen-Saal mit Besuchern aus ganz Deutschland und Europa im Kernalter von 15 bis 35 Jahren: Das wünscht sich das Wuppertaler Sinfonieorchester wohl alle Tage. Publikumsmagnet war das Zauberwort „Spielemusiken“. Die „Final Symphony“, in Anlehnung an die Computer-Rollenspiele der „Final Fantasy“-Serie, erlebte ihre Deutschlandpremiere in Wuppertal.

Wie gut, dass die perfekt aufspielenden Wuppertaler Sinfoniker hierfür ausgewählt wurden. Denn sie präsentierten dem staunenden Publikum unter dem mitreißenden Dirigat von Eckehard Stier ein ungewöhnliches Konzert. „Bitte nicht mitpfeifen“, bat Moderator Winfried Fechner. Natürlich warteten alle gespannt auf ihre Lieblingsmelodien aus Final Fantasy VI, VII und X. So auch Henning Eck aus Wipperfürth und Gunnar Goessler (beide 26), Student in Bochum: „Wir sind gespannt auf „One-Winged Angel“, das kommt im ersten Satz der Symphony in Three Movements.“

Für viele Spiele-Fachleute ist es der erste Kontakt mit einem Sinfonieorchester überhaupt. Aber der satte Live-Sound, den der beste Computer nicht liefern kann, begeistert rundum. Und weil Musik-Emotionen auch die erreichen, die sich in Sachen Planet Gaia und Lebensströmen mit Mako-Energien nicht so auskennen, ist der finale Jubel perfekt.

Die anwesenden und bejubelten Komponisten und Arrangeure Nobuo Uematsu, Masashi Hamauzu, Jonne Valtonen und Roger Wanamo gehen ganz neue Wege. Hamauzu: „Natürlich hatte ich die Geschichte von Final Fantasy X im Kopf, aber ich ließ mich auch von der wirklichen Welt inspirieren.“ Das klingt in seinem Klavierkonzert an: Unendlich ruhig wogende Melodien treffen auf flirrende und sprinkelnde Klavierskalen, von Pianist Benyamin Nuss mit schlafwandlerischer Sicherheit gesetzt. Erst im letzten Satz mit wildem Kampfgetümmel dominieren unheilvolle Schläge die stark rhythmisch angelegte Komposition.

Die Symphony von Uematsu mit ihren drei von Final Fantasy VII inspirierten Sätzen von satten 45 Minuten Dauer ist eine kraftvoll daher kommende Musik mit bedrohlichen Märschen, hektischem Geplapper, wuchtigen Blechbläserphasen und schrillem Kreischen. Und im finalen Krach-Wüten wünscht man sich nur noch, dass der bedrohte Planet doch endlich im harmonischen Dur erlöst werden möge. Jedenfalls scheinen die Grenzen zwischen klassischer Sinfonie, Filmmusik und Neuer Musik aufgehoben zu sein.

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