Nahverkehr Der Müngstener könnte in Zukunft elektrisch durchs Bergische fahren

Wuppertal · Verkehrsclub Deutschland hat eine Studie für eine Elektrifizierung vorgestellt. Darin stellt er die Vorteile für Klima, Lautstärke und Fahrtangebot dar. Auch eine Verlängerung nach Düsseldorf sei denkbar.

 Die S7 könnte jeweils an den Endhaltepunkten aufgeladen werden.

Die S7 könnte jeweils an den Endhaltepunkten aufgeladen werden.

Foto: Roland Keusch

Der Regionalverband Bergisches Land des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) regt an, auf der S-Bahn-Linie 7, die die drei Bergischen Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen verbindet, künftig elektrische Fahrzeuge einzusetzen. Aktuell werden die Wagen auf dieser Strecke noch mit Diesel betrieben.

Schon seit 40 Jahren wird dieser Wechsel thematisiert. Verschiedene Gründe führten dazu, dass der Plan bisher nie realisiert wurde. Eine entscheidende Rolle spielen die Oberleitungen, mit denen die 41 Kilometer lange Strecke nur auf dem kurzen Teilabschnitt zwischen Elberfeld und Oberbarmen ausgestattet ist. Eine vollständige Ausrüstung der Linie mit Fahrdrähten wäre kaum umsetzbar; die denkmalgeschützte Müngstener Brücke sowie einige niedrige Tunnel und Brücken sprechen dagegen. Eine neue Technologie bietet nun aber die Möglichkeit, die Strecke anderweitig ohne Diesel zu befahren: Batterie-elektrische Züge können während der Fahrt unter Oberleitung ihre Akkus aufladen und mit dieser Energie die restliche Fahrt bestreiten. Ähnlich wird in Solingen schon mit Bussen verfahren.

Der VCD kooperierte mit der Bergischen Universität, die in einer Studie untersuchte, inwiefern der Betrieb mit solchen Zügen auf der betreffenden Linie möglich wäre. Die Ergebnisse stehen jetzt fest, und Benedikt Schmülling, Professor für Elektromobilität, erklärt: „Es spricht technisch nichts gegen eine Elektrifizierung der Strecke.“ Sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Michéle Weisbach präsentierte die Details der Studie, in der primär untersucht wurde, ob eine Batterieladung für den leitungslosen Abschnitt zwischen Oberbarmen und Solingen ausreichen würde. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Parameter einbezogen, etwa das Höhenprofil der teils steilen Strecke oder das Gewicht, das durch die unterschiedlichen Passagierzahlen während der Fahrt besteht. „An den Endpunkten besteht Oberleitungsinfrastruktur“, erklärt Weisbach, weshalb in beide Richtungen immer mit voller Akkuladung gestartet werden kann. In Solingen würde der Zug während seines Halts an die Leitung angeschlossen.

VCD will Verlängerung der
S7-Strecke vorantreiben

Im Anschluss wurden die Vorteile erläutert, die sich aus einer Elektrifizierung der Strecke ergeben würden. „Die Diesel-Züge sind durchaus umwelt- und klimabelastend und im Vergleich zu den Elektro-Wagen auch deutlich lauter, deshalb wäre es auch ein Mehrwert für die Bevölkerung, die entlang der Strecke wohnt“, unterstreicht VCD-Vertreter Reiner Nießen. Sein Kollege Helmut Ruppert ergänzt: „Dazu kommt, dass die Beschleunigungszeiten der E-Wagen schneller sind.“ Die dadurch gewonnene Zeit könnte in weitere Halte investiert werden.

Ohnehin planen die Initiatoren der Studie eine Ergänzung des Angebots um eine direkte Weiterfahrt zum Düsseldorfer Flughafen, dessen Tunnelbahnhof nicht mit Diesel-, wohl aber mit Elektro-Bahnen befahren werden darf. Bedarf bestünde, sagt Ruppert: „Es gibt Potenzial von Firmenreisenden aus Remscheid und Solingen, weil viele Kleinbetriebe international vertreten sind.“ Bis 1980 hatte es bereits durchgängige Züge von Oberbarmen bis in die Landeshauptstadt gegeben, dann wurde der Abschnitt zwischen Solingen und Düsseldorf mit Strom bedacht. Der Rest folgte – wie erwähnt – nie, Ende der 80er-Jahre drohte gar eine Stilllegung. Doch die Strecke hat sich in den letzten 30 Jahren erholt, weshalb Nießen, der schon damals in beteiligten Gremien mitwirkte, nun die Elektrifizierung will: „Damit bekommt man endlich die Kuh vom Eis. Seit 40 Jahren steht die Frage im Raum.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort