Ruhestand Nordpark, Hardt & Co.: Wuppertals „Park-Planer“ verabschieden sich

Frank Zlotorzenski und Franz Josef Franken waren seit drei Jahrzehnten für die Freiraumplanung in der Stadt zuständig — und hatten bei praktisch jeder Grünanlage ihre Finger im Spiel.

 Franz Josef Franken (l.) und Frank Zlotorzenski waren jahrelang für die Grünflächengestaltung in Wuppertal zuständig.

Franz Josef Franken (l.) und Frank Zlotorzenski waren jahrelang für die Grünflächengestaltung in Wuppertal zuständig.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der fachliche Blick wird bleiben. Bei Spaziergängen ins Grüne, Besuchen auf dem Spielplatz oder wahrscheinlich sogar beim Autostopp an der Ampel, wenn sich daneben ein Grünstreifen befindet. „Straßenbegleitgrün“ heißt das im Fachjargon, mit dem sich Frank Zlotorzenski und Franz Josef Franken jahrzehntelang befassen mussten. Nein, „durften“ passt wohl eher. Denn auch, wenn Franken seit einigen Monaten in Ruhestand ist und Zlotorzenski kürzlich folgte, lassen sie doch eher ungern von ihrem Job. Es sei der Abschied mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge, bekräftigen die beiden Freiraumplaner, die seit den 1980er Jahren bei der Wuppertaler Verwaltung beschäftigt waren – und seitdem praktisch bei fast jeder (Neu-)Gestaltung einer Parkanlage, einer Spielfläche oder eines Schulhofes ihre Finger im Spiel hatten: „Wir waren dafür da, die Bevölkerung mit Grün zu versorgen.“

Deshalb, nur einfach Spazierengehen, „das geht gar nicht“, sagt Franken lachend. Gerade, wenn man den Job gerne und mit Leidenschaft gemacht habe. „Meine Frau guckt vor allem auf die Blumen“, erklärt der 64-Jährige. Er selbst achte dann eher auf die Gestaltung des Parks an sich. Seinen langjährigen Kollegen begeistern auch mal ganz andere Sachen. „In Berlin hat mich zum Beispiel ein bestimmtes Pflaster mal sehr fasziniert“, weiß Zlotorzenski noch von einem Trip in die Hauptstadt. Seiner Frau hingegen habe sich der Reiz nicht ganz so erschlossen, erinnert sich der 63-Jährige schmunzelnd. Auch wenn sie ungern gehen, der Ruhestand habe durchaus einen großen Vorteil, sind sich die beiden einig. „Jetzt haben wir einfach mehr Zeit.“

Beim Blick zurück auf mehr als 30 Jahre in Wuppertals Verwaltungsmühlen überwiegen die positiven Seiten. Die Gestaltung der Hardt, die vier Bauabschnitte im Nordpark, oder neue Spielplätze wie am Loh – auf die Ergebnisse sind die beiden stolz. Viel habe sich getan, insbesondere was die Mitbestimmung der Bürger angeht. Dass die Nutzer, insbesondere Kinder, beteiligt werden, Ideen einbringen können, wie „ihre“ Anlage später einmal aussehen soll, ist heute Standard. „Und absolut richtig“, betonen die beiden.

Mehr Bürgerbeteiligung –
weniger Geld und Personal

Gerne blicken sie auf die Besuche von ganzen Kindergruppen im Rathaus zurück, die sich dort anschauten, wie denn in der Theorie geplant wird. Überhaupt sei die Gestaltung von Grünanlagen immer eine Teamarbeit. Bei Spielplätzen zum Beispiel bringe das Jugendamt die pädagogischen Aspekte ein. „Die Neubauabteilung plant und realisiert die Baumaßnahme“, so Zlotorzenski. Vielfach seien es Projekte, die „im Stadtteil weiter greifen, sozial wirken“, ergänzt Franken.

Die klamme Finanzsituation der Stadt Wuppertal habe es ihrer Abteilung allerdings oftmals nicht einfach gemacht. „Damit mussten wir uns abfinden“, sagt Abteilungsleiter Frank Zlotorzenski. Auch, dass personell eingespart wurde. Immerhin: Sowohl seine Stelle als auch Frankens wird wieder neu besetzt.

Was die Finanzen angeht, habe die Stadt allerdings zu unpopulären Maßnahmen greifen müssen. „Naturerfahrungsräume“ sind ein solches Thema. Kritiker warfen der Stadt vor, dass damit nur kaschiert werde, dass Spielplätze mangels Geld oder Personals für die Sanierung im Prinzip aufgegeben würden. Zlotorzenski kann nicht wirklich widersprechen, verweist in diesem Zusammenhang auf den Spielflächenbedarfsplan, der gerade aktualisiert wird.

Ohne Fördermittel, da sind sich beide wieder einig, wäre in Wuppertal in den vergangenen Jahren noch deutlich weniger möglich gewesen. Profitiert habe insbesondere der Osten der Stadt, etwa durch das Programm „Soziale Stadt“.

Gerne blicken die beiden da auf den Nordpark. Viel Geduld habe man aufbringen müssen, bis dieser auch ins Programm aufgenommen wurde. Zudem habe der Nordstädter Bürgerverein viel Geld gesammelt. „Der Skywalk war meine Idee“, sagt Franken stolz. Auf einer Fahrradtour sei die ihm gekommen. Mit einem Steiger der Forstabteilung habe man dann im Nordpark getestet, ob diese Plattform wirklich die grandiosen Ausblicke mehr bieten würde. „Und sie tut es“, sagt Franken, der wie Zlotorzenski hervorhebt, wie gut der „neue“ Nordpark angenommen werde. „Auch wenn dafür ein paar Bäume gefällt werden mussten.“ Ein heikles, weil sehr emotionales Thema. „Alle Naturschützer werden wir nicht einfangen können“, bleiben die beiden realistisch. Denn: „Es sieht nun mal erstmal fremd aus, wenn ein Baum weg ist.“ Oftmals gehe es aber eben nicht um „altehrwürdige Bäume oder Naturdenkmäler“. Es sei trotzdem immer eine Gratwanderung.

Und nicht immer liege man richtig, bleibt Zlotorzenski selbstkritisch. Bei der Umgestaltung des Platzes an der Hermann-von-Helmholtz-Realschule wären, wenn es nach ihm gegangen wäre, ein paar Bäume mehr verschwunden. Die Politik bremste ihn aus, aber wenn er sich heute den Platz anschaue, „ist es in Ordnung“.

Was die beiden sich für die Zukunft in Wuppertal wünschen? „Dass es Politik und Verwaltung gelingt, die Buga in die Stadt zu holen.“ Und sicher würden sie die Buga wieder mit dem fachlich-kritischen Blick begleiten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort