Fünf Migrationsdienste weisen auf Probleme hin Die Pandemie bremst auch in Wuppertal die Integration aus

Wuppertal · Fünf Migrationsdienste weisen auf Probleme hin.

Integration war während der Pandemie schwierig. Durch den Lockdown konnten Migranten wichtige Institutionen nicht mehr persönlich erreichen, Schulen und Vereine mussten auf Treffen verzichten. „Der Integrationsprozess wurde durch die Pandemie massiv beeinträchtigt“, sagt André Thielmann von der Migrationsberatung der Diakonie. Auf die Probleme machten die fünf Wuppertaler Migrationsdienste anlässlich des „Tages der Migrationsberatung“ aufmerksam. Die derzeit zehn Vollzeitstellen in Wuppertal seien zu wenig, um allen Ratsuchenden adäquat zu helfen. In vielen Fällen sei eine intensivere Beratung als zu normalen Zeiten nötig.

Telefonate stellen oftmals
eine hohe Hürde dar

Viele Migranten verloren während der Lockdowns ihren Job. Doch die Arbeitsagentur war persönlich nicht zu sprechen. Telefonate stellen für einen Teil der Migranten wegen deren geringen Deutschkenntnissen eine Hürde dar. Um Formulare herunterzuladen und auszudrucken, fehlte vielen der Drucker. Hier versuchten die Migrationsdienste zu vermitteln.

Ein Beispiel schilderte Elena Chamaev vom Jüdischen Wohlfahrtsverband. Sie begleitet eine russische alleinerziehende Mutter seit 2019. Nach ersten Beratungsterminen hatte die Tochter angefangen, sich in der Schule einzuleben, nachdem die Beraterin der Mutter erklärt hatte, wie Schule in Deutschland funktioniert. Nach ausführlicher Berufsberatung hatte die Mutter einen Sprachkurs begonnen. Während der Lockdowns musste sie ihn abbrechen, weil die Tochter das einzige digitale Gerät für den Schulunterricht brauchte. Außerdem kaufte die Mutter verschiedene Dinge online und verlor den Überblick über ihre Ratenzahlungen. So häuften sich Schulden an. „Das konnten wir in Online-Gesprächen und Telefonaten klären“, freut sich Elena Chamaev. Sie organisierte einen Schulwechsel für die Tochter, die durch den vielen Distanzunterricht den Anschluss verloren hatte. „Der Integrationsprozess lief bei manchen Menschen rückwärts“, bedauern die Berater.

Hilfe sei deshalb dringend notwendig. Wuppertal habe in NRW von allen Städten die höchste Quote an Menschen mit Migrationshintergrund – 40 Prozent. 30 000 Wuppertaler leben ohne langfristiges Aufenthaltsrecht hier. „Dadurch ergeben sich oft sozial- und aufenthaltsrechtliche Fragen“, so André Thielmann. Fragen, mit denen Laien überfordert sind. Deshalb sei die doppelte Anzahl an Migrationsberatern nötig.

Bei den Jugendlichen sieht Norbert Weinrowsky vom Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bundes eine Verschlechterung der Sprachkompetenz. „Außerdem haben wir festgestellt, dass wir die Medienkompetenz stärker in den Fokus nehmen müssen.“ Alle Berater sagen, dass die äußerlichen Einschränkungen der Pandemie starke psychosoziale Auswirkungen auf die Migranten gehabt habe – Zukunftsängste und Depressionen haben sich verstärkt.

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