Verkehr „Trasse sollte nie ein Radschnellweg sein“

Elberfeld. · Beim letzten Transformationstandem stand die Nordbahntrasse im Mittelpunkt.

 Lutz Eßrich (v.l.), Oscar Reutter und Jürgen Gerlach zeigten auf, wie die meisten Unfälle auf der Nordbahntrasse zustande kommen.

Lutz Eßrich (v.l.), Oscar Reutter und Jürgen Gerlach zeigten auf, wie die meisten Unfälle auf der Nordbahntrasse zustande kommen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Nordbahntrasse als Beispiel für zukunftsfähige Mobilität – das war schon beim Start der diesjährigen Reihe Transformationstandem ein Thema. Bei der letzten Veranstaltung ging es von A bis Z um die Trasse. Professor Jürgen Gerlach von der Bergischen Universität sprach über gemeinsame und getrennte Wege für Radfahrer und Fußgänger. Über den baulichen Zustand des „Erlebniswegs“ informierte Lutz Eßrich von der Wuppertalbewegung.

Bekannt ist Jürgen Gerlach als Chefgutachter beim Loveparade-Prozess. Dabei gehören Rad- und Fußverkehr zu den Schwerpunkten des Wissenschaftlers. Den Ausbau des nicht-motorisierten Verkehrs hält er für sinnvoll. Besonders in Wuppertal, das mit einem Radverkehrsanteil von zwei Prozent „Schlusslicht“ sei. Eine Verkehrswende könne aber auch die Zahl der Unfälle senken. „Wir haben die meisten Unfälle mit Kindern in ganz Deutschland“, stellte Gerlach fest.

Doch auch auf der autofreien Nordbahntrasse kommt es immer wieder zu Kollisionen. Mit Fotos und Schautafeln stellte Gerlach die Situation auf dem 23 Kilometer langen Weg dar. Auf neun Kilometern bewegen sich Radler und Fußgänger gemeinsam, auf der übrigen Strecke getrennt voneinander. Diese Trennung ist allerdings nicht einheitlich. Mal trennt eine Linie, die sich durch Farbe und Material hervorhebt, die Wege, mal trennt ein Schotterstreifen ab.

Gerlach hat untersucht, wie die Streckenführung die Unfallzahlen beeinflusst. Das Ergebnis mag auf den ersten Blick überraschen, beruht jedoch auf den Zahlen der Jahre 2015 bis 2018. „Die meisten Unfälle passieren, wenn Fußgänger und Radfahrer voneinander getrennt werden.“ Danach verhindern schmale Trennlinien keine Grenzüberschreitungen. Wenn Radler sich auf eigenem Terrain fühlen, passen sie ihre Geschwindigkeit nicht den Fußgängern an. Bei manchen Verkehrsteilnehmern sah der Referent ein grundlegendes Missverständnis. „Die Nordbahntrasse ist nie als Radschnellweg geplant gewesen.“

Auf die Vor- und Nachteile getrennter Wege ging Lutz Eßrich ein, der als „Trassenscout“ regelmäßig Besuchergruppen leitet. Einerseits vermeide die räumliche Trennung Konfliktsituationen. Andererseits könne man auf der Trasse – beispielsweise bei hoher Fußgängerfrequenz – kaum auf die Randbereiche ausweichen. Ungünstig wirke sich auch die unterschiedliche Breite der Trassenabschnitte aus. Aus Kostengründen sei die gewünschte Breite nicht konsequent durchgehalten worden. „Ich verspreche Ihnen, wir bleiben da am Ball.“ Positiv beurteilte Eßrich dagegen den Zustand der vorhandenen Wege. „Die Nordbahntrasse ist die sauberste Straße Wuppertals. Sie wird jeden Tag gereinigt. Auch bei Schnee wird täglich geräumt.“

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