Die neuen Lieblingsminister

Kolumnist Uwe Becker über Jens Spahn und Horst Seehofer.

Die neuen Lieblingsminister
Foto: Joachim Schmitz

Die neue Bundesregierung ist gerade einmal sieben Tage im Amt, da habe ich meine zwei absoluten Lieblingsminister bereits gefunden: Jens Spahn und Horst Seehofer. Zwei Männer, die ich mir weder als Schwiegersohn, Bruder, Vater, Großvater oder Freund wünschen würde, als verantwortliche Politiker für unser Land allerdings noch weniger. Der frisch vereidigte Heimatminister Horst Seehofer glänzte am Tag seiner Ablösung als Bayrischer Ministerpräsident mit der Aussage: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“

Begrabt mein

Herz in Wuppertal

Abgesehen davon, dass mich als Atheist Religionen nicht interessieren, und so etwas auch eher in Kirchen und Moscheen gehört, sollte sich Herr Seehofer lieber einmal die Frage stellen, ob die CSU zu Deutschland gehört oder eher doch nur zu Bayern, weil man sie ja auch nur dort wählen kann. Seehofers Kalkül ist natürlich klar, er will AfD-Wähler zurückgewinnen, und ihnen zeigen, die CSU hat noch Luft nach rechts.

Den Heimatminister plagt aber auch die Sorge, dass der gemeine Döner irgendwann die fränkischen Spezialitäten Schäufele mit Kartoffelklößen und die Coburger Bratwurst ganz aus Bayern verdrängen könnte. Fest steht aber: Essen wird an jeder Ecke ausreichend angeboten. Ob es sich jeder leisten kann, das steht für Jens Spahn, den neuen Gesundheitsminister, außer Frage, der kürzlich behauptete, Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern wäre die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut, und die Tafeln in Deutschland wären eigentlich unnötig, eher eine kostenfreie Zugabe, quasi ein Bonus, der einem nicht unbedingt zusteht. Spahn ist sich da ganz sicher, kein Mensch müsste in Deutschland hungern, auch wenn es keine Tafeln gäbe.

Mit dem Begriff „Kinderarmut“ kann der neue Minister nicht so viel anfangen, da er schon als kleiner Junge in den Deutschen Bundestag eingezogen ist. Zunächst kam Jens in Begleitung seiner Eltern zu den parlamentarischen Sitzungen, irgendwann kam die altkluge, kleine Nervensäge dann alleine mit seinem Skateboard und einer pfiffigen Baseballkappe in den Reichstag und lauschte in Ausschüssen und anderen Gremien seinen großen Vorbildern. Wenn Jens keine Lust hatte, die Debatten im Sitzungssaal zu verfolgen, dann saß er in der Bundestagskantine, spielte mit seinem Game-Boy und stopfte sich den Bauch mit Eis und Kuchen voll.

Als Jens in die Pubertät kam, bekam er das Angebot, als Lobbyist für die Pharma-Industrie tätig zu werden. Zunächst verteilte er kostenlos Kopfschmerztabletten an die Abgeordneten, später auch andere kleine Aufmerksamkeiten, und so wuchs der junge Bub langsam aber stetig zu einem richtigen Politiker heran.

Jetzt hat Stefan Zahn, der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der Wuppertaler CDU, Herrn Spahn angesichts dessen umstrittener Äußerung zum Thema Hartz IV eingeladen, um an einem Tag die Tafel hier in unserer Stadt zu unterstützen.

Ich habe jetzt schon schlimmes Kopfkino: Nach einer kurzen Einweisung durch Tafel-Mitarbeiter bittet man Spahn, bei der Verteilung der Lebensmittel zu helfen. Einer alten Frau legt der Herr Minister nur eine winzig kleine Möhre in ihren großen Korb. Als die arme Frau daraufhin bitterlich weint, kommt ein Tafelmitarbeiter und gibt ihr die normale Ration. Der Gesundheitsminister wirkt verunsichert und beendet spontan seine Hilfsaktion. Er nimmt sich noch eine Banane aus einer Kiste und fliegt dann zurück nach Berlin.

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