Die Kirche bietet Zweiflern und Kritikern eine Sprechstunde an

Für Kritiker der katholischen Kirche bietet Werner Kleine regelmäßig Sprechstunden an.

Die Kirche bietet Zweiflern und Kritikern eine Sprechstunde an
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Austreten oder bleiben? Katholiken in Wuppertal, die sich diese Fragen stellen, sind bei Werner Kleine richtig. Der Pastoralreferent bietet einmal im Monat eine Sprechstunde für Kirchenkritiker und Zweifler an — und spricht mit ihnen über Glaube, persönliche Probleme, Religion im allgemeinen und die katholische Kirche im besonderen.

Dabei geht es um Kritik an Predigten oder Personen wie den Skandal-Bischof Tebartz- van Elst oder den Augsburger Bischof Walter Mixa — die beide gehen mussten.

Auch das Thema Kirchensteuer werde häufig angesprochen: Als von den Banken das System umgestellt worden sei, hätte es eine regelrechte Austrittswelle gegeben, so Kleine: „Die Menschen dachten, die Kirche will an ihr Geld. Dabei haben sie keinen Cent mehr bezahlt als vorher.“

Schwierig sei der Umgang mit Personen, die persönlich Leid durch die Kirche erfahren hätten — sei es durch Missbrauch oder fehlende Hilfe vom Priester: Dadurch werde der Bindung zur Kirche immens geschadet.

Mangelnde Nähe zu den Menschen sei ein Kritikpunkt, der in den Dialog-Terminen immer wieder angesprochen werde, so Kleine.

Werner Kleine, Pastoralreferent

Dies sei jedoch nicht etwa dem Priestermangel geschuldet, sondern dem Umstand, dass so manch katholischer Gläubige seine Kirche nicht mehr in seinem Lebensmittelpunkt wahrnehmen würde. Ginge es nach Kleine, so könnten Gottesdienste auch außerhalb von Kirchen stattfinden — und beispielsweise vermehrt Laien zur Verkündigung von Gottes Wort motiviert werden.

Dann sei es auch möglich, viel mehr und kleinere Gottesdienste zu organisieren: „Warum den Pastor fragen, wenn ich selber Gottes Wort verkünden kann?“, sagt Werner Kleine und appelliert an Kritiker, keine voreiligen Entschlüsse zu fassen: „Durch einen Austritt zeigt man der Kirche einmalig seinen Ärger. Doch man verzichtet auf die Möglichkeit, sie langfristig ändern zu können.“

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