Die Kerze macht Barmherzigkeit fassbarer

Sie soll im Heiligen Jahr keine Dekoration sein, sondern besondere Veranstaltungen anstoßen.

Die Kerze macht Barmherzigkeit fassbarer
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Die Kerze der Barmherzigkeit brennt derzeit in Wuppertaler Kirchengemeinden. Ihre Flamme soll den Geist des Heiligen Jahres in die Herzen der Menschen tragen. „Wenn in Rom etwas passiert, dauert es in der Regel eine Weile, bis das auch vor Ort spürbar ist“, sagt Werner Kleine, Pastoralreferent der katholischen Citykirche Wuppertal. Deshalb soll die Kerze das Jubeljahr ganz handfest für die Gläubigen sichtbar machen. „Wir reichen sie wie einen Staffelstab durch die verschiedenen Gemeinden.“ Anfangs sei die Nachfrage eher schleppend angelaufen, doch inzwischen häufen sich die Reservierungen. „Derzeit ist sie in Barmen, Ende des Monats soll sie in Oberbarmen im gesamten Stadtteil unterwegs sein und für Ronsdorf und die Nordstadt liegen auch schon Anfragen vor.“ Vor Ort soll die Barmherzigkeitskerze kein dekoratives Element sein, sondern besondere Veranstaltungen anstoßen. „Sie kann im Mittelpunkt eines speziellen Gottesdienstes stehen oder in einem Kindergarten zu Gast sein. Wofür die Gemeinden sie konkret verwenden, ist ihnen überlassen“, betont Werner Kleine.

Er hat sie beispielsweise bei der Motorradsegnung entzündet, verbunden mit der Bitte, etwas barmherziger mit den Autofahrern umzugehen. Im Katholikenrat hat sie ihre symbolische Wirkung ebenfalls nicht verfehlt. „Mein Eindruck ist, dass dort etwas barmherziger gestritten wird.“ Das Thema soll das ganze Jahr über immer wieder im Kirchenalltag aufblitzen. „In St. Laurentius ist eine Predigtreihe zur Barmherzigkeit geplant und kürzlich haben wir auch mit Ehrenamtlern, die in der Seniorenarbeit tätig sind, darüber gesprochen“, berichtet Kleine.

Im Dezember 2015 hatte Papst Franziskus die Heilige Pforte am Petersdom durchschritten und damit das Heilige Jahr ausgerufen. „Die Tradition geht auf das Alte Testament zurück und die Weisung, alle sieben Jahre die Äckern ruhen zu lassen und Schuldnern ihre Restschuld zu erlassen.“ Ein Heiliges Jahr nimmt stets Bezug auf besondere innerkirchliche Ereignisse. Das Ende des zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren hat Papst Franziskus bewogen, es auszurufen und mit dem Begriff der Barmherzigkeit zu verbinden. „Das zeigt, wie ernst er es damit meint, die Kirche zukunftsfähig zu machen und beispielsweise für einen andern Umgang mit geschiedenen Paaren zu werben“, betont Werner Kleine. Ihm ist bewusst, wie wichtig solche Riten und Formen sind. „Für viele Christen ist es wichtig, dass der Glaube sich nicht nur im Kopf abspielt, sondern handfest wird.“ Dazu soll auch die Barmherzigkeitskerze ihren Beitrag leisten.

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