Thema des Tages Die Herren über Brücken und Tunnel

Thorsten Warning und sein Team sind zuständig für 1700 Bauwerke in der Stadt.

Thema des Tages: Die Herren über Brücken und Tunnel
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Thorsten Warning ist Leiter Konstruktiver Ingenieurbau bei der Stadt - und damit zuständig für alle Brücken, Tunnel, Stützmauern und Treppen im Zuge von Straßen und Wegen im Stadtgebiet. Die WZ sprach mit ihm über die anstehenden Projekte, die Situation, mit wenig Personal und Geld auskommen zu müssen, private Initiativen und über die Nordbahntrasse.

Herr Warning, Hand aufs Herz: Sind Sie froh, dass Sie jetzt erst einmal weniger mit der Nordbahntrasse zu tun haben?

Thorsten Warning: Die Trasse lässt uns ja nicht ganz los. Aber ja, ich bin erleichtert, dass wir uns jetzt auch mal wieder auf die „restlichen“ Bauwerke im Stadtgebiet konzentrieren können.

Hört sich an, als hätte die Trasse Sie gut beschäftigt?

Warning: Wir standen unter Druck. Fast die ganze Abteilung war in den vergangenen Jahren nur noch für die Trasse im Einsatz, damit die Fristen für den Förderzeitraum eingehalten werden konnten. Dabei gibt es 1700 Bauwerke in der Stadt, um die wir uns kümmern müssen. Alle drei Jahre müssen die eigentlich „auf Herz und Nieren“ untersucht werden. Das macht durchschnittlich gut 550 Prüfberichte jährlich. Allein die Auswertung und Priorisierung der erforderlichen Maßnahmen ist bei unserem kleinen Team schon eine immense Aufgabe, ganz zu schweigen von der sehr hohen Anzahl durchzuführender Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, die sich daraus ergeben. Die meisten Bauwerke in Wuppertal haben viele Jahrzehnte „auf dem Buckel“ oder haben ihr „Lebensalter“ längst überschritten.

Blieb während des Trassenbaus alles andere dann liegen?

Warning: Nein. Sofortmaßnahmen hat es natürlich gegeben. Wir müssen reagieren, bevor etwas passiert, zum Beispiel einzelne Bauwerke sperren. Aber die dringende Beseitigung von Schäden, die sich auf die Dauerhaftigkeit eines Bauwerkes auswirken und größere Schäden nach sich ziehen könnten, ist völlig hinten rübergefallen. Sanieren konnten wir meist nicht, weil das Personal für die Planung und Vorbereitung von Maßnahmen fehlte. Die Brücke Ohligsmühle zum Beispiel hätte schon 2015 verstärkt werden sollen. Nun hat es sich verzögert, wird aber noch vor dem Ende der B7-Sperrung geschafft sein.

Also dürfte die Stadt dankbar sein, dass zum Beispiel im Fall der Brücke Remlingrade der Wupperverband eingesprungen ist, oder?

Warning: Durchaus. Wobei der sich wahrscheinlich auch überlegen wird, ob er das noch mal machen würde, so, wie es zuletzt gelaufen ist. Aber das ist ja nicht den Kollegen des Wupperverbandes anzulasten, die ihr Bestes tun.

Die Stadt steht oft in der Kritik, gerade was den Umgang mit ihren Treppen angeht. Viele sind gesperrt, Paradebeispiel dafür ist die Jakobstreppe.

Warning: Es gibt nun mal Prioritäten, die festgelegt werden. Und Treppen stehen dann eher weiter hinten, wenn es ja meist alternative Wege für die Fußgänger gibt. Im Fall der Jakobstreppe ist die Sperrung halt „nur“ mit einem Umweg verbunden. Brücken zum Beispiel, über die viel Verkehr läuft, genießen dann schon mal eine höhere Priorität.

Geht die Rettung der Treppen dann nur über privates Engagement? Der Verein Historische Parkanlagen um Brigitte Alexander hat sich zum Beispiel der Wolkenburgtreppe angenommen. Die soll schon bald wieder eröffnet werden - nachdem sie jahrelang gesperrt war.

Warning: Wir gucken da natürlich hin und unterstützen das, aber wir können das nicht betreuen - mangels Personal und mangels Geld. Wichtig ist, dass auch private Initiativen wirklich auf fachkundige Planungsbüros zurückgreifen. Letztendlich müssen wir es nämlich freigeben, weil die Stadt für mögliche Folgen aufkommen muss. Wobei im Fall der Wolkenburgtreppe man anerkennen muss: Die ist wirklich robust geworden.

Brändströmstraße, Kirchhofstraße oder Adlerbrücke: Bei einigen Projekte macht die Stadt nach außen hin keine gute Figur. Vor allem der langsame oder fehlende Fortschritt wird von Kritikern bemängelt.

Warning: Gerade die Planung und Bauausführung im Bestand ist bei solchen Projekten mit vielen Beteiligten sehr komplex, etwa bei der Brändströmstraße, wo es den Bahnverkehr zu beachten gibt. Aber ja, natürlich passieren auch mal Fehler. Das ist normal da, wo gearbeitet wird. Und auch bei der Brändströmstraße wird es weitergehen.

Um was kümmert sich die Stadt als nächstes?

Warning: Verschiedene Arbeiten laufen ja bereits, andere beginnen demnächst (siehe unten). Was uns auf jeden Fall in den nächsten Jahren beschäftigen wird, ist die sogenannte Nachrechnungsrichtlinie des Bundes. Die hat festgelegt, dass viele Bauwerke - unabhängig von möglichen Schäden - nicht mehr den heutigen Ansprüchen und Auflagen des Verkehrsaufkommens und der Bautechnik genügen. Und das betrifft auch in Wuppertal einige. Deren Prüfung und mögliche Sanierung wird unser Schwerpunkt in den kommenden Jahren werden. Da können wir ehrlich gesagt keine neuen Hiobsbotschaften gebrauchen - die bei den routinemäßigen Bauwerksprüfungen aber immer kommen können.

Und die Trasse?

Warning: . . .beschäftigt uns natürlich weiter. Beim Kuhler Viadukt stehen zum Beispiel noch einige Bauabschnitte an. Wie viele, wissen wir noch gar nicht, weil die Planung noch fehlt. Bei all dem Druck den wir hatten und auch den Diskussionen zwischen der Wuppertal-Bewegung und der Stadt muss man ja auch sagen, dass die Arbeit mit unseren Bauwerken immer Spaß macht. Viadukte hat man nicht überall und alle Tage und auch Tunnel waren für uns Neuland.

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