Die Goldene Schwebebahn für Tony Cragg

Auszeichnung: Der Zeichner und Bildhauer bekam die Goldene Schwebebahn.

Wuppertal. Nicht wenige beschreiben Tony Cragg als unkompliziert, klug, bescheiden und humorvoll. Anlässlich der Verleihung der Goldenen Schwebebahn jedenfalls, die ihm am Sonntag im Hause der Concordia Barmen überreicht wurde, erwies sich der Bildhauer als solch ein Mann.

"Das war alles übertrieben, was Sie da gesagt haben", wehrte der gebürtige Liverpooler in seinem charmanten Deutsch mit noch immer unverkennbar britischem Akzent ab. "Im Grunde müsste ich die Auszeichnung stellvertretend für alle Künstler in dieser Stadt annehmen. Ich möchte mich nicht über andere Künstler stellen."

Ausführlich hatte Wolfgang Baumann, Vorsitzender des auszeichnenden Stadtverbandes der Bürger- und Bezirksvereine, die Verdienste des Professor Anthony Douglas Cragg gewürdigt. "Sie bekennen sich zu dieser Stadt." Mit dem Lob, Cragg sei "ein Musterbeispiel eines engagierten Bürgers" verwies er auf das soziale Engagement des Zeichners und Bildhauers, der bedeutender Mäzen des nicht gerade mit Geld gesegneten Wuppertals ist. "Sie haben von ihrem Erfolg etwas weitergegeben, was für die Stadt von unschätzbarem Wert ist: den Skulpturenpark." Oberbürgermeister Peter Jung:: "Der Skulpturenpark ist ein Projekt, das Seinesgleichen sucht."

Unter lang anhaltendem Applaus - im Publikum saßen unter anderem Vivica Mittelsten Scheid, Ursula Kraus, Willfried Penner, Markus Freiherr von Blomberg, Manfred Zöllmer, Peter H. Vaupel, Johannes Slawig, Matthias Haschke und Enno Schaarwächter, Craggs Ehefrau Tatjana und die gemeinsamen Kinder - unter diesem nicht enden wollenden Beifall erhob sich der mit dem Turner-Preis und Premium Imperiale (weltweit höchstdotierter Kunstpreis, vergleichbar mit dem Nobel-Preis) ausgezeichnete Cragg.

"Als ich 1977 nach meinem Studium in London nach Wuppertal kam, fand ich die Menschen und die Stadt interessant und anregend. Deswegen bin ich geblieben." Nachdem die Schwestern Theresia und Katharina Weimar Stücke auf der Gitarre vorgetragen hatten, erzählte Cragg pointiert von seiner Idee zum Skulpturenpark. Aus seinem Atelier nahe des Technologieparks guckte er "auf diese tolle Landschaft mit Hügeln und Feldern, typisch Bergisch eben". Er überlegte: "Wie schön wäre es, auf dieser Wiese eine Skulptur zu sehen. Oder auch mehrere." Zusammen mit der damaligen Kulturdezernentin Marlis Drevermann stand er auf der Wiese. "Künstler denken immer, es sei alles ganz einfach. Es war dann aber doch sehr kompliziert."

Ein Gelände musste für sein Projekt gefunden werden. Eines Morgens kam er auf Empfehlung eines Freundes auf das Areal der Villa Waldfrieden, "und als eine Gruppe Rehe durch den Schnee lief, wusste ich: Das ist der ideale Ort." Trotz der Einwände seiner Frau Tatjana ("Du bist verrückt. Aber Du machst ja sowieso, was Du willst") organisierte er Geld - und seit Oktober ist der Skulpturenpark für jedermann begehbar.

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