Die Freimaurer folgen einer Jahrhunderte alten Tradition

Die Loge Hermann zum Lande der Berge feiert dieses Jahr ihren 200. Geburtstag. Holger Kilian erklärt, was hinter der Gemeinschaft steckt.

Die Freimaurer folgen einer Jahrhunderte alten Tradition
Foto: Stefan Fries

Sie folgen Ritualen, die Jahrhunderte alt sind. Und sie umgibt ein geheimnisvoller Ruf. Aber für Holger Kilian, derzeit „Meister vom Stuhl“ der Loge „Hermann zum Lande der Berge“, ist an den Freimaurern gar nichts Geheimnisvolles. Denn er kann die alten Traditionen alle erklären. Seine Loge feierte in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen.

Die Traditionen stammten von den alten Steinmetzen, die im Mittelalter die großen Kathedralen bauten. „Die Logen waren die Bauhütten an den Kathedralen“, erklärt Kilian. Die „alten Freimaurer“ seien privilegierte Künstler gewesen, die keine Steuern zahlen mussten, einer eigenen Gerichtsbarkeit unterstanden und durch ganz Europa reisten: „Das waren die ersten globalen Arbeitnehmer.“ Um sich bei Bauhütten im Ausland als gelernte Steinmetze vorzustellen, hätten sich Zeichen entwickelt, an denen sich die Freumaurer heute noch erkennen.

Als durch Klimaveränderungen weniger Kathedralen gebaut wurden, seien die Logen wichtige soziale Institutionen gewesen, die sich auch um Angehörige kümmerten. In dieser Zeit habe man auch Mitglieder unter Bürgern gesucht. „Nach dem Brand in London 1666 gab es wieder einen Bedarf an Steinmetzen“, erzählt Kilian. „Die alten Freimaurer strömten alle nach London.“ Dort gründete sich 1717 die erste Großloge.

Der untersteht auch die Wuppertaler Loge zum Lande der Berge. Die Mitglieder bauen keine Kathedralen mehr. „Unsere Arbeit ist nach innen gerichtet“, erklärt Kilian. Es gehe darum, sich selbst besser kennenzulernen, das Ideal der Toleranz, Brüderlichkeit und Humanität anzustreben. „Goethes Formulierung ,Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen’ trifft es ganz gut“, so Kilian.

Bei diesem Streben nach dem Ideal unterstützen sich die Mitglieder gegenseitig. Und dazu dient auch die „Tempelarbeit“, der monatliche Abend, an dem es Musik gibt, an dem die Mitglieder die Symbole der Freimaurer betrachten, einen Vortrag zu Freimaurer-Themen hören.

Dazu kommen weitere Treffen, Vorträge oder gesellige Abende. Die Verbundenheit gefällt Holger Kilian an den Freimaurern. 1995 hat er im Urlaub in den USA zum ersten Mal ein Mitglied kennengelernt. Ein Kollege hat ihn Jahre später zu einem Treffen mitgenommen. „Die Menschen haben mir gefallen“, erinnert er sich. 2002 trat er ein, war Lehrling, dann Geselle. Seit einem Jahr ist er Meister, organisiert gemeinsam mit drei weiteren Vorstandsmitgliedern die Abende und weitere Aktivitäten.

Durch die Mitgliedschaft sei er gelassener und zuversichtlicher geworden. Und er schätze das Beisammensein, mit Menschen, die er sonst nie kennenlernen würde.

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