Die Facetten von Paris bei Grölle

Galerie untermauert ihren Ruf als Ort für zeitgenössische Kunst.

Die Facetten von Paris bei Grölle
Foto: Stefan Fries

Arbeiten zur temporären Existenz, hinterlassene Spuren, stets präsente Vergänglichkeit, das Verstreichen der Zeit in Verbindung mit zurückgebliebenen Elementen und Objekten, die zum Nachdenken über die eigene Existenz inspirieren und des damit verbundenen Eingriffs in bestehende Zusammenhänge im öffentlichen Innen- und Außenraum. Während ihres Studiums in Paris hatte die Wuppertaler Künstlerin Jaana Caspary, die in diesem Jahr erstmalig auch mitverantwortlich für das mittlerweile traditionelle Skulpturenprojekt im Botanischen Garten war, die neun Künstler der seit Freitagabend bis zum 12. August laufenden Ausstellung kennengelernt: „Es entstand die Idee, einen Austausch an verschiedenen Orten zu realisieren“, erzählt Caspary von den gemeinsamen Veranstaltungen.

Mit Jonas Hohnke und Charlotte Perrin organisierte sie das Modul „Interventions“. Mit der in Anlehnung an den Song „Paris, Paris, Paris...“ von Caspary kuratierten Ausstellung untermauert die Galerie Grölle ihren Ruf als Ort für zeitgenössische Kunst einmal mehr: Estee Balsam (Paris), Simone Etter (Basel), Rotem Gerstel (Paris), Gabriel Hensche (Stuttgart), Sophie Innmann (Karlsruhe), Claudia Kübler (Zürich), Eden Sarna (Paris), Laetitia Striffling (Paris) und Julia Wirsching (Stuttgart) gelingt es mit ihren Arbeiten spielend, die Besucher aufzufordern, die Komplexität des Seins zu erfassen.

Ein vereinzelt abgewetzter Teppich aus dem Haushalt der Großeltern habe Sophie Innmann zum Thema Spuren stimuliert: „Er symbolisiert menschliches Handeln und wie ein Bild entsteht.“ In ihrer Fotoarbeit „Archive 1531“ dokumentiert sie Spuren über einen Zeitraum von zwölf Jahren, die andere Bewohner in ihrem Pariser Studentenstudio hinterlassen haben. Hierbei entstehe eine Vertrautheit von Leuten, die man kenne.

Laetitia Striffling und Eden Sarna ist mit ihrem 18-minütigen One-Shot „feu le loup“ ein eindrucksvolles Zeitdokument gelungen, bei dem Personen in einer leerstehenden Pariser Wohnung beieinandersitzend sich zu einmalig Erlebten aus Träumen, gefundenen Büchern oder etwa Transzendentem offenbaren. Caspary assoziere zudem Strifflings Fotoarbeit „pipes“ mit den Fernwärmerohren über der Wupper: „Ich versuche hier, Parallelen zwischen visuellen Elementen und Gefühlen zu schaffen“, so die Französin. Estee Balsams Videoprojektion „Plates“ oder etwa Gabriel Hensches Video „I´m not sure“, bei dem ein Bilderkennungsprogramm beispielsweise Werke René Magrittes scannt, öffnen das Bewusstsein fürs „Contemporary“. Ebenso wie die Performance „the whisper cinema“ von Julia Wirsching. „Meine Idee ist, einen privaten Raum zu schaffen, der mal Beichtstuhl, mal Peepshow sein kann“, so die Künstlerin, für die die Trennung zwischen Körper und Stimme den Reiz ausmacht. Claudia Küblers zweisprachige Zeitansage „161“ wirft Fragen zur eigenen Befristung auf, während sie in ihrer Animation „Zeit verstreichen“ die wortwörtliche Umsetzung real werden lässt.

Motive verändern sich, die Uhr besitzt eine Eigenzeit, wobei sich der Mensch darüber klar werden soll, dass er die Zeit mit seiner Zeit bezahlt: „Eine Umdrehung dauert rund vier Minuten. Und was passiert, wenn der Kreis gezogen ist?“

“ Öffnungszeiten: bis 12. August, Mittwoch bis Freitag 16 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14.30 Uhr, Galerie Grölle pass:projects, Friedrich-Ebert-Straße 143e.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort