Die Energiewende in Wuppertal nimmt konkrete Formen an

Bei „hundertprozentig. Erneuerbar“ werden erste Projekte aus dem Tal vorgestellt.

Wuppertal. Über den Campus Freudenberg der Bergischen Universität fährt am Freitag nahezu lautlos ein Elektroauto. Geht es nach dem Wunsch von Anton Kummert, Lehrstuhlinhaber Elektrotechnik, sollen bald weitere E-Mobile auf dem Campus fahren. „Wir wollen Modelle entwickeln, wie Studenten und Bedienstete die Elektromobilität an der Uni nutzen können.“ Welche Möglichkeiten die Elektromobilität bietet, wurde am Freitag im Rahmen der zweiten Energie-Tagung „hundertprozentig.Erneuerbar“ vorgestellt.

Rund 250 Akteure aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft waren zum Campus Freudenberg gekommen, um sich auszutauschen und eine den aktuellen Stand bei der Energiewende zu diskutieren. „Wir sind letztes Jahr mit viel Euphorie gestartet. Es gibt zwar Hürden auf dem Weg, aber mittlerweile tut sich etwas im Bergischen Land.“, sagt Kummert.

Die Diskussionskultur auf dem Kongress sei kritischer geworden, der Fahrplan zur Energiewende konkreter, sagt Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Bergischen Entwicklungsagentur: „Letztes Jahr war die Energiewende noch Utopie, heute sehen wir, dass es möglich ist. Auch wenn es noch ein weiter Weg ist.“

Das zeigen Untersuchungen des Essener Unternehmens Gertec. Zurzeit könnten nur 69 Prozent des Strombedarfs in Wuppertal durch Erneuerbare Energien abgedeckt werden. Die fehlenden 31 Prozent müssten noch erschlossen werden. Allerdings sei das Jahr 2050 — hier soll die Energiewende geschafft sein — noch weit weg. „Bis dann bekommen wir neue Ideen“, sagt Jörg Probst, Geschäftsführer der Firma Gertec. Wesentlich besser sieht das Potenzial bei der Wärme aus. Der komplette Wärmebedarf im Tal könnte über erneuerbare Energien wie Geothermie oder durch Nutzung von heimischem Holz abgedeckt werden.

Große Potenziale, die umgesetzt werden müssen. Die Akteure der Energiewende in Wuppertal haben im vergangenen Jahr erste Projekte auf den Weg gebracht. So hat die Bergische Universität eine Machbarkeitsstudie für Photovoltaik erstellt. 700 Kilowatt Strom könnten auf dem Campus erzeugt werden. Die Mittel für die Erzeugung von 250 Kilowatt will die Uni zeitnah bereitstellen.

Der Wupperverband hat das Ziel, sich bis 2020 selbst mit Strom zu versorgen. An der Dhünntalsperre soll die Wasserkraft genutzt werden, das Blockheizkraftwerk des Klärwerks Buchenhofen bekommt neue Aggregate, die effizienter arbeiten. Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) haben sich an einem Windkraftpark in Helmstadt (Bayern) beteiligt. „Wir stellen uns die Frage, wie wir die regenerative Energie anderer Regionen nutzen können.“ Denn das Potenzial bei der Windkraft sei im Bergischen Land aufgrund der geografischen Bedingungen eher gering.

Die Wärmepumpensiedlung „Scharpenacken“ ist nur ein weiteres Beispiel. „Wir sind mitten im Prozess“, sagt Joachim Frielingsdorf von der Energieagentur NRW. Die Region sei gut aufgestellt. „Die Unternehmen haben entdeckt, dass sich mit der Energiewende Geld verdienen lässt.“ Die mittelständische Struktur biete gute Voraussetzungen.

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