Umfrage in Wuppertal „Die Bonpflicht ist untragbar“

Am WZ-Mobil schimpfen viele Wuppertaler über die Einführung.

 Bäcker Dirk Polick sammelt die Kassenbons nun haufenweise.

Bäcker Dirk Polick sammelt die Kassenbons nun haufenweise.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seit dem 1. Januar sind Händler und Gastronomen rechtlich verpflichtet, dem Kunden einen Kassenbon auszudrucken – auch für kleinste Beträge. Sandra Spengler arbeitet an einer Tankstation und sagt: „Ich finde die neue Verordnung nicht gut, zumal viele Kunden gar keinen Bon haben wollen. Mittlerweile werfen wir täglich zwei dicke Rollen weg. Das hätte man sich schenken können.“

Kim Diestelhorst arbeitet in einer Gastronomie mit Außenterrasse: „Die neue Bonpflicht ist eine Katastrophe, weil wir nun noch mehr Laufwege zur Kasse und zurück machen müssen. Warum dieser Umstand, obwohl die meisten Gäste keinen Bon haben wollen oder ihn an den Tischen liegen lassen?“ Außerdem sei in der Kasse alles ersichtlich, was gebucht werde und somit für das Finanzamt nachvollziehbar.

Paul Steinmetz findet die neue Regelung gar nicht so tragisch: „Das ist doch normal, einen Kassenbeleg zu bekommen. Sollten sie allerdings, wie in anderen Ländern teilweise üblich, an der Tür stehen und den Bon nach einem Einkauf verlangen, würde mich das ziemlich aufregen.“

Andreas Zeisel fragt sich: „Ich weiß gar nicht, was die Leute haben? In vielen Branchen ist es schon lange so, dass ein Bon ausgehändigt wird.“ Er glaubt nicht, dass dadurch ein höherer Aufwand entstehe.

Peter Caspary erinnert sich: „Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde propagiert, Verwaltungen sollen papierlos werden. Darauf wartet man teilweise bis heute und das Gegenteil ist der Fall.“

Rita Caspary sagt: „In Bäckereien finde ich die Bonpflicht unsinnig, auch in Restaurants ist das nicht unbedingt nötig.“ Markus Wessels findet die Neuerung gut und verhältnismäßig: „An der Debatte stört mich, dass wegen der relativ kleinen Bons im Vergleich zu sonstigen Müllverursachern die Aufregung so groß ist. Gerade was das Bäckereigewerbe betrifft, die sich jetzt um Pfandsysteme verdient gemacht haben, wo aber zuvor wesentlich mehr Müll entstanden ist, wird teilweise übertrieben reagiert.“

Für Tobias Gretenkord, der eine Ausbildung als Steuerfachangestellter absolviert hat, ist die Bonpflicht sinnvoll: „Es gibt elektronische Bons, wie etwa in Taxis. Das könnte man auch in Bäckereien einführen. Aus Kostengründen werden solche Lösungen aber nicht umgesetzt, was dazu führt, dass wieder mehr Papiermüll entsteht.“

Lydia Karlshaus schimpft: „Noch mehr Papiermüll. Das schlimmste daran ist das gesundheitsschädliche Thermopapier. Wir sollen alle umweltbewusst leben, aber wo bleibt da die Nachhaltigkeit?“ Die Kassensysteme seien so ausgelegt, dass man auch ohne Bon alles nachvollziehen könne. Wer betrügen wolle, habe auch nach wie vor die Möglichkeit dazu.

Birgit Brüder hält die Bonpflicht für eine „idiotische Erfindung“. Die wirklichen Steuerbetrüger finde man nicht in Bäckereien oder Kiosken. „Und wo bitte bleibt der Klimaschutz?“

Bärbel Höpfner ist ebenfalls der Meinung, dass der Druck der Kassenbons überflüssig ist: „Für die Umwelt ist das untragbar. Die Kassen sollten so eingestellt sein, dass die Umsätze elektronisch kontrolliert werden können.“

Silvia Ewers von der Dönberger Apotheke gibt unumwunden zu: „Die Bonpflicht nervt schon nach einer Woche! Auch wir als Apotheke drucken jede Menge Kassenbons für die Mülltonne, zum Beispiel für eine Rolle Traubenzucker oder ein Tütchen Bonbons. Kunden mit Kundenkarte bekommen einen Jahresausdruck und möchten deswegen meistens auch keine einzelnen Bons.“ Sie denke bereits darüber nach, mal einen Karton unerwünschtes Papier nach Berlin zu schicken.

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