Die „Badewanne“ war schnell Geschichte

Döppersberg, Kluse, Ohligsmühle, Landgericht: Unterschiedliche Stationen der Schwebebahn - und immer gab es zunächst Kritik.

Die „Badewanne“ war schnell Geschichte
Foto: Uwe Schinkel

Elberfeld. Der einst modernste Bau aller Schwebebahnhaltestellen ist nunmehr der älteste: Die Station am Döppersberg trotzte mit dem 1925 gebauten Köbo-Haus schon dem Zweiten Weltkrieg, überdauerte den großen Umbau in den 1950er Jahren und steht auch heute wie ein unumstößlicher Fels in der Brandung der Mammut-Baustelle im Elberfelder Zentrum. „Badewanne“ hatte man den Vorgänger, die erste Station Döppersberg mit der bogenförmigen Dachkonstruktion des bekannten Berliner Architekt Bruno Möhring genannt.

Die „Badewanne“ war schnell Geschichte
Foto: Uwe Schinkel

Schnell aber war es zu eng in der „Badewanne“ und so wurde eine neue Haltestelle mit einem seitlich angegliederten Geschäftshaus nach dem Entwurf des Barmer Architekten Manger erstellt. Der Anblick des Köbo-Hauses gefiel schon damals nicht jedem, doch schon kurz nach der Inbetriebnahme waren die Skeptiker verstummt.

Die „Badewanne“ war schnell Geschichte
Foto: Wuppertaler Stadtwerke und Rheinisches Bildarchiv Köln. Archiv-Foto rechts: Stefan Fries.

Viele Jahrzehnte später war auch nicht jedermann glücklich über die Haltestelle Kluse. „Sie stand im Mittelpunkt, als wir 2001 das Jubiläum 100 Jahre Schwebebahn gefeiert haben“, erinnert sich Jürgen Eschmann, langjähriger Pressesprecher der WSW. Und er sagt: „Also, ich finde sie schön.“

Über die Attraktivität der Haltestelle Ohligsmühle gingen seinerzeit die Meinungen ebenfalls auseinander. Das einst als Gewächshaus oder auch Aquarium verspottete Bauwerk gehört heute selbstverständlich zum Innenstadtbild — selbst wenn es gefühlt ewig gedauert hat, bis die ziemlich schnell stumpf und beschlagen wirkenden Scheiben nicht nur sauber waren, sondern auch so aussahen.

Reichlich diskutiert wurde aber vor allem vor 20 Jahren über den insgesamten Ausbau der Schwebebahn, den Kritiker bis heute als Abriss und Neubau bezeichnen. Er begann 1995 und wurde erst vor gut zwei Jahren abgeschlossen. Im Zuge des Projekts sind die meisten der alten Stationen durch moderne Neubauten ersetzt worden — die Haltestelle Hauptbahnhof ist auf Elberfelder Seite die einzige, die nicht komplett abgebaut, sondern modernisiert wurde. Lediglich die benachbarte Ohligsmühle und die Station Alter Markt in Barmen blieben außerdem erhalten. Viele Wuppertaler, Unternehmen, Vereine und Privatleute haben original erhaltene Wagen- und Gerüstteile gesichert, gesammelt und teils ausgestellt.

Am Landgericht werden Erinnerungen an alte Zeiten wach, denn der dortige Neubau ist dem Original ein Stück weit nachempfunden.

Ein leidiges Kapitel in der Geschichte der Schwebebahn ist die Wendeanlage an der Schwebebahnstation Zoo/ Stadion. Zu den Bundesligazeiten des Wuppertaler SV sollte sie die Wartzeiten für die vielen Fußballfans verkürzen. Die Schwebebahnen drehten in Höhe des Stadions und so konnte der Takt in Richtung Elberfeld und Barmen erhöht werden. Allerdings nur in der Theorie, denn zumeist war die Anlage defekt. Als die Schwebebahn am 28. Juli 1992beim Anfahren an der Weiche regelrecht entgleiste (niemand wurde verletzt), war das Experiment beendet. Die Wendeschleife wurde zurückgebaut.

„Ich wünsche mir, dass der Döppersberg-Umbau all die Hoffnungen der Menschen erfüllt, die sich mit der Weiterentwicklung der Stadt identifizieren“, sagt Jürgen Eschmann zur gegenwärtigen Umgestaltung des Zentrums. Er wünscht sich für das Köbo-Haus „eine exklusive Nutzung“, „die dem Umfeld entspricht. Ich bin davon überzeugt, dass die Projetkleitung das auch hinbekommt. Aber die Schwebebahn, die wird immer der Hauptanziehungspunkt bleiben.“

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