Paketzustellung Die Post baut ein Paketzentrum an der Schwesterstraße

Eine politische Diskussion darüber gab es weder in den Bezirksvertretungen Elberfeld und Barmen noch in den Fachausschüssen.

Der Parkplatz an der Schwesterstraße.  Foto: Andreas Fischer

Der Parkplatz an der Schwesterstraße. Foto: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Das Weihnachtsgeschäft wird in diesem Jahr für Rekorde beim Paketversand sorgen. Doch nicht nur in der Weihnachtszeit erleben die deutschen Paketzusteller angesichts des wachsenden Onlinehandels einen Boom. Der Marktführer, Deutsche Post DHL, rechnet vor dem Fest mit Rekordmengen von mehr als elf Millionen Paketsendungen pro Tag. Die Paketflut macht vor Wuppertal nicht Halt. Ganz im Gegenteil. Wuppertal gilt als eine der Onlinehandel-Metropolen Deutschlands: Schon jetzt werden in der Zustellbasis an der Parkstraße in Ronsdorf täglich 20 000 Pakete sortiert und verladen. Jetzt baut die Post eine zweite mechanisierte Zustellbasis auf einem Gelände an der Schwesterstraße.

100 Zustellbezirke werden dann von Elberfeld aus angefahren

„Das ist notwendig, weil die Paketmengen in Wuppertal stetig steigen und wir mehr Platz benötigen. Das Gebäude wird voraussichtlich im Juni 2019 fertig sein und auf einer Fläche von rund 20 000 Quadratmetern angemietet werden. Nach Fertigstellung des Gebäudes bauen wir dort bis Ende 2019 die Verteiltechnik ein“, sagt ein Sprecher der Post auf Anfrage der WZ. Ab 2020 werden dann 100 Zustellbezirke von Elberfeld aus angefahren. Das bedeutet gleichzeitig, dass 100 Zustellfahrzeuge von der Schwesterstraße aus im Stadtgebiet unterwegs sein werden. „Ausschlaggebend war die gute Lage im Stadtgebiet“, sagt der Postsprecher.

Das Gelände an der Schwesterstraße dürfte den meisten Wuppertalern als Marktplatz für Gemüse, Kleidung und Trödel bekannt sein. 22 Jahre lang lockte der Markt mittwochs und samstags viele Besucher zum großen Parkplatz des früheren Wuppertaler Traditionsunternehmens Gebrüder Happich. Doch damit ist seit dem 3. November Schluss, weil der Eigentümer bereits vor den Sommerferien das Gelände verkauft hat. Nach Informationen der WZ wurde nach einem positiven Bauvorbescheid 2017 dann im Sommer 2018 von dem Bauträger der Bauantrag gestellt und inzwischen von der Stadt genehmigt.

An der Parkstraße in Ronsdorf wurde 2015 eine 6000 Quadratmeter große Halle mit zehn Überladebrücken und 59 Toren gebaut. Die Zulieferung der Pakete erfolgt dort in den Nachtstunden von 3 Uhr bis etwa 8 Uhr per Lastwagen. Die DHL-Sprinter gehen dann nach der automatischen Verteilung der Pakete nach Angaben der Post frühestens um 9 Uhr auf Tour. 130 Arbeitsplätze wurden in Ronsdorf geschaffen.

Es habe durchaus
Gesprächsbedarf gegeben

Eine politische Diskussion über die Paketstation an der Schwesterstraße fand weder in den Bezirksvertretungen Elberfeld und Barmen noch in den Fachausschüssen statt. „Die Verwaltung hat die Gremien 2017 sowohl über den positiven Vorbescheid als auch vor dem Bauantrag im Sommer dieses Jahres über das Vorhaben der DHL informiert, wie sie das bei allen Bauanträgen tut“, sagt Jochen Braun, Leiter des Geschäftsbereichs Bauen und Wohnen.

Klaus Lüdemann, Stadtverordneter der Grünen, hält es für möglich, dass der Bauantrag kurz vor den Sommerferien (13. Juli) von den Kommunalpolitikern in den wöchentlichen Mitteilungen der Verwaltung schlichtweg übersehen worden ist. „Dabei hätte es durchaus Gesprächsbedarf gegeben, zum Beispiel zum Thema Verkehrsbelastung. Die Pakete sind ja bisher auf anderen Wegen nach Elberfeld geliefert worden. Die Frage ist, ob sich durch die neue Paketbasis nun eine Verbesserung oder Verschlechterung ergibt“, sagt Klaus Lüdemann. Zunächst werde DHL keine Street-Scooter mit Elektroantrieb einsetzen, so Lüdemann. Das sei aufgrund der extremen Steigungen in Wuppertal bisher noch nicht möglich.

Hans Jürgen Vitenius (SPD), Bezirksbürgermeister von Elberfeld, hätte sich ebenfalls gewünscht, dass die Verwaltung intensiver auf das Bauvorhaben aufmerksam gemacht hätte. „Der Parkplatz liegt zwar auf Barmer Gebiet, aber natürlich ist auch Elberfeld wegen des Verkehrs betroffen. Ich unterstelle den Mitarbeitern der Verwaltung keine böse Absicht, aber das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Bezirksvertretungen in solche Prozesse nicht ausreichend eingebunden werden“, sagt er.

„Ich bin entsetzt, wenn bei einem Projekt mit einer solchen Tragweite die Bezirksvertretungen von der Verwaltung nicht gesondert in einer Drucksache in Kenntnis gesetzt werden“, sagt Hans-Hermann Lücke (CDU), Bezirksbürgermeister von Barmen. Das Bauvorhaben sei in der Mitteilung vom 13. Juli auf einer Liste als „Errichtung einer Halle mit Büro- und Sozialbereich als DP DHL 100 Zustellbasis- Schwesterstraße 62“ aufgeführt worden. Doch keiner in der BV Barmen habe das zum Anlass genommen, das Thema aufzugreifen.

Eine weitergehende Vorlage mit Ansichten des Baukörpers oder Ausführungen der Verwaltung zu den Auswirkungen auf das Stadtbild oder die verkehrliche Situation und die Nachbarschaftsverhältnisse liege nicht vor, so Lücke. Dies sei kein Einzellfall, wie die Ansiedlung eines Supermarktes am Neuenteich zeige. Auch in diesem Fall seien die Bezirksvertreter praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
Meinung, S. 16

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