DGB-Chef macht Urlaub in Wuppertal

Reiner Hoffmann hat sich am Montag in der Junior Uni umgesehen. So etwas gibt es in Berlin, wo er überwiegend lebt und arbeitet, nicht.

DGB-Chef macht Urlaub in Wuppertal
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Reiner Hoffmann hat eine Woche Urlaub. Er nutzt sie, um seine Heimatstadt zu erkunden. Das klingt widersinnig, trifft aber zu. Hoffmann ist zwar in Wuppertal geboren, aber das Berufsleben erfordert es bisweilen, den Lebensmittelpunkt zu ändern. Auf 16 Jahre Gewerkschaftsarbeit in Brüssel folgte im vergangenen Mai der Ruf nach Berlin. Die Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wählten den 59 Jahre alten Wuppertaler zu ihrem neuen Vorsitzenden. Wannsee statt Wupper also. Aber aus den Augen ist nicht aus dem Sinn.

Die Woche an der Wupper nutzte Hoffmann gestern, der Junior Uni einen Besuch abzustatten. Seine Begeisterung war nicht gespielt. Der DGB-Chef entstammt einer bildungsfernen Familie, wie er selbst erzählt. Sein Vater war Maurer, und der Sohn kam erst über den 2. Bildungsweg zum Studium. „Das hat Johannes Rau mit der Gesamthochschule möglich gemacht“, sagt Hoffmann. Dass Bildung heute wichtig ist und in Zukunft noch bedeutender wird, ist auch für den Gewerkschafter ein großes Thema. Er mahnt deshalb Investitionen in Schulen an. „Es kann doch nicht wahr sein, dass Eltern Schulen anstreichen müssen, damit es da ein bisschen schöner aussieht“, sagt er.

Umso größer fällt das Lob für die Junior Uni aus, zumal deren Gründer und unermüdlicher Motor, Ernst-Andreas Ziegler, darauf hinwies, dass die Junior Uni sich gerade den Talenten aus bildungsfernen Familien zuwenden will.

Wenn Hoffmann spricht, ist ihm der Wuppertaler anzuhören. „Ich habe hier immer noch meinen ersten Wohnsitz“, sagt er, fügt aber hinzu, dass er es nur ein- bis zweimal im Monat nach Hause schafft. Die neuen Aufgaben binden ihn in der Hauptstadt. Das heißt aber nicht, dass Hoffmann aus den Augen verlöre, was in Wuppertal geschieht. Die Großbaustelle Döppersberg zum Beispiel betrachtet er mit gemischten Gefühlen. „Es ist dringend notwendig, dass da was geschieht. Aber ob das in drei Jahren fertig ist?“ Als Neu-Berliner ist Hoffmann ein gebranntes Kind. Der Flughafen BER sollte längst in Betrieb sein, gut möglich, dass Wuppertal mit seiner Jahrhundertbaustelle schneller fertig wird.

Dass sich in seiner Geburtsstadt einiges tut, hat Hoffmann mit Freude zur Kenntnis genommen. Er übte aber auch Kritik. „Ich habe im Stadtbad an der Kleine Flurstraße schwimmen gelernt. Jetzt ist da eine wenn auch schöne Kneipe. In in Vohwinkel ist das Hallenbad ganz abgerissen worden. „Es ist schrecklich, dass bestimmte Einrichtungen verschwunden sind.“

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