Deutschlands erster Fußgängerbeauftragter geht nach Hause

Rainer Widmann kümmerte sich seit 1996 um die Belange des „nicht motorisieren Verkehrs“ in Wuppertal.

Deutschlands erster Fußgängerbeauftragter geht nach Hause
Foto: Andreas Fischer

Das war’s. Ende Juni geht Deutschlands erster Fußgängerbeauftragter in den Ruhestand. Rainer Widmann (65) hat sich seit 1996 um die Belange des nicht motorisierten Verkehrs auf Wuppertals Straßen gekümmert. Auf sein Konto gehen Temp-30-Zonen und das Radwegekonzept. Letzteres machte ihn bereits 1982 zum Anwalt der Fahrradfahrer. Gut 30 Jahre später rühmt Wuppertal sich, auf dem Weg zur Fahrradstadt zu sein. „Das ist Ihr Verdienst. Wir haben ihnen zu danken“, sagte Michael Müller, der Ausschussvorsitzende.

Dessen Worte hatten in sofern historischen Charme, als die CDU, Müllers Partei, den Fußgängerbeauftragten in den 90er Jahren gar nicht haben wollte. „Aber das war ein Ratsbeschluss, der uns weitergebracht hat. Das kann man heute sagen“, gab Müller zu.

Tatsächlich hat Rainer Widmann diese Stadt verändert. Der Mann aus dem Schwabenland, der 1970 ins Bergische kam, ist heute untrennbar mit einem der wichtigsten Projekte Wuppertals verbunden. Er war im Rathaus der Mann für die Nordbahntrasse. Widmann war es auch, der bereits 1999 die Idee aussprach, aus der stillgelegten Trasse einen Rad- und Wanderweg zu machen. Auf Widmanns betreiben hin wurden noch im selben Jahr die ersten Fördermittel beantragt. Dass letztlich die Wuppertal-Bewegung seine Vision ins Werk gesetzt hat, gab Widmann auch vor dem Ausschuss im Rathaus gern zu.

Die Wuppertal-Bewegung um deren Vorsitzenden Carsten Gerhardt hatte ab 2005 zweieinhalb Millionen Euro eingesammelt. Diese Summe war der Eigenanteil der Stadt Wuppertal, um Fördergeld zu bekommen. Gerhardts Bürgerbewegung nahm 2006 auch die Arbeiten in Angriff.

„Ohne die Wuppertal-Bewegung und ohne die Menschen vom 2. Arbeitsmarkt, vom Wichernhaus und von der Gesellschaft für berufliche Ausbildung- und Weiterbildung also, gäbe es die Trasse nicht“, sagte Widmann.

Für die Wuppertal-Bewegung dankte Lutz Eßrich dem „ausgleichenden Partner im Rathaus“ für die angenehme Zusammenarbeit. Das Verhältnis zwischen Bürgerbewegung und Rathaus war selten entspannt.

Einen Nachfolger wird Rainer Widmann nicht haben. Der ist im Stellenplan der Stadt Wuppertal nicht vorgesehen. Die Betreuung der Nordbahntrasse ist im Ressort Straßen und Verkehr angesiedelt. Dort kümmert sich Frank Berghoff künftig auch um das Projekt.

Arbeit gibt es noch genug. Vor allem an den Brücken wird in Zukunft noch gearbeitet werden müssen. Für deren gründliche Sanierung sind in den nächsten Jahren noch einige Millionen Euro fällig — auf Kosten der Stadt. Zuschüsse gibt es dafür nicht.

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