Deutsch-israelische Beziehungen: Von steter Befangenheit geprägt

In der Gemarker Kirche ging es um die Beziehungen zu Israel.

Wuppertal. Befangenheit ist eine Vokabel, die sich als immerwährender Begleiter deutsch-israelischer Beziehungen erweisen könnte. Nicht anders ist der Titel zu erklären, den das Johannes-Rau-Kolloquium am Montag in der Gemarker Kirche trug: „Mitverantwortung für Israel — wie kann Geschichte gelingen?“

Vor zwölf Jahre sagte Johannes Rau vor der Knesset: „Das Verhältnis zwischen unseren Ländern wird für immer ein Besonderes sein.“ Dieses Bewusstsein schwang mit, als sich Moderatorin Judith Schulte-Loh mit vorsichtigen Fragen ihren Gesprächspartnern näherte. Avi Primor, früherer Botschafter Israels in Deutschland, gab dabei handfeste Einblicke in die aktuelle Politik des Landes und verwies unter anderem auf die wirtschaftlichen Einbrüche, die Israel im Jahr 2012 erleben wird.

Auf die Frage, ob propalästinensische Äußerungen unweigerlich als antiisraelische Haltung zu deuten seien, gab Primor zu bedenken, dass die Befangenheit, die sich in einer solchen Deutung niederschlage, eine deutsche Angelegenheit sei. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, unterstrich diese Auffassung. Die deutsche Befangenheit ergebe sich aus nicht verarbeiteten Schuldgefühlen. Im Anschluss berichtete Schrader über ihre Arbeit mit Jugendlichen, in der es immer wieder darum geht, Klarheit zu schaffen und die Verarbeitung von Schuldgefühlen voranzutreiben.

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