Instandsetzung Der Zustand der Wuppertaler Bürgersteige wird sich weiter verschlechtern

Wuppertal · Das Budget für die Instandhaltung reicht nicht aus, um den aktuellen Zustand zu sichern.

 Solche Gehwegabschnitte - wie hier an der Hochstraße in der Elberfelder Norstadt - sind für Menschen mit Rollator ein Problem.

Solche Gehwegabschnitte - wie hier an der Hochstraße in der Elberfelder Norstadt - sind für Menschen mit Rollator ein Problem.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wie schlecht es um Wuppertals Straßen steht, weiß die Stadtverwaltung seit der aktuellen Schadens-Kartierung genau. Der Grund ist das viel zu geringe Budget, das Wuppertal für Arbeiten im Straßenraum reserviert hat: 5,6 Millionen Euro für 1000 Kilometer Strecke. Die Lage bei den Bürgersteigen ist aber mindestens genauso dramatisch. Sie werden nämlich von der Stadt aus demselben Topf in Schuss gehalten, doch der Zustand der Gehwege ist nicht systematisch mit erfasst worden. Im Gespräch mit der WZ bestätigte Stefan Lederer, Abteilungsleiter Straßenbau, dass das Budget auch bei den Bürgersteigen nicht ausreicht, um den Status Quo zu erhalten. Lederer verdeutlicht: „Man sagt, dass eine Stadt 1,30 Euro in jeden Quadratmeter Fläche investieren sollte. Wir liegen da bei 40 bis 50 Cent.“

Zuletzt gab es in der Bezirksvertretung Cronenberg Kritik am Zustand der Gehwege. Lederer erklärte, dass sein Team von planmäßig acht Mitarbeitern alle sechs Wochen jede Straße abgeht, um nach offensichtlichen Schäden Ausschau zu halten, die im laufenden Betrieb behoben werden. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Michael von Wenczowsky (CDU) zweifelte offen an, dass in seinem Stadtteil überhaupt jemand nach den Gehwegen sieht. Der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein nannte der WZ die Lindenallee und die Rathausstraße sowie Teile der Hauptstraße als Problemgebiete. Wilfried Kauhaus, stellvertretender Vorsitzender des Bürgervereins Hahnerberg-Cronenfeld, macht die schwierige Situation gerade für die älteren Wuppertaler deutlich, für die Wurzeln und abstehende Gehwegplatten ein Hindernis darstellen: „Da haben die Leute mit Rollator keine Chance. Den tragen sie in Cronenberg über den Gehweg.“

 Für Stefan Lederer und sein Team bei der Stadt stehen die Gehwege in der Priorisierung nach den Straßen an einer deutlichen zweiten Stelle. Lederer sagt: „Von den 5,6 Millionen fließen rund zehn Prozent in die Gehwege.“ Der Flächenanteil der Bürgersteige sei aber auch geringer.

Bei neuem Glasfaser-Kabel
gibt’s den Gehweg als Bonus

Bei der Frage, welche Gehwege saniert werden, orientiert sich die Stadt vor allem an Synergie-Effekten und arbeitet nicht zwangsläufig die größten Schäden ab. Bedeutet: Wo sowieso der Boden aufgerissen wird, kann die Stadt am Ende auch noch den Bürgersteig sanieren. Lederer sagt: „Im Jahr 2019 lag der Fokus auf Gehwegen, die zu Schulen führen und ein neues Glasfaser-Kabel erhalten haben.“ (siehe Kasten)

Für das Jahr 2020 ist bereits geplant, allgemeine Schäden am Hölker Feld in Nächstebreck, den Gehweg an der Grundschule Rottsieper Höhe in Cronenberg zu richten und sich im selben Stadtteil um Teilbereiche entlang der Herichhauser Straße zu kümmern.

In den Bezirken ist die Wahrnehmung der Gehweg-Zustände sehr unterschiedlich. Der Kritik aus Cronenberg schließt sich Eberhard Hasenclever (SPD), Bezirksbürgermeister für Langerfeld-Beyenburg, an. „Die Wege in Langerfeld sind weitestgehend in keinem guten Zustand“, sagt er. Beispielsweise auf der Kohlenstraße komme hinzu, dass der Gehweg durch parkende Autos massiv verengt werde. „Da passt kein Kinderwagen mehr durch.“ So weist er darauf hin, dass die Nutzbarkeit von Bürgersteigen auch mit der Parksituation zusammen hängen kann.

Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann nennt für Vohwinkel „ein paar unebene Stellen“ an der Kaiserstraße. Insgesamt halte er die Fokussierung der dünnen Finanzmittel auf die Straßen für eine korrekte Entscheidung.

Bezirksbürgermeister Hans-Jürgen Vitenius (SPD) zeigt sich mit den Zuständen in Elberfeld sogar zufrieden und zeigt Verständnis für die Verwaltung: „Es kann nicht auf alles reagiert werden. Das ist für die Stadt nicht machbar.“

An Grenzen stoße man, so Lederer, wenn es um Gehwegschäden geht, die eindeutig von Baumwurzeln verursacht werden. Er nennt die Friedrich-Engels-Allee als Beispiel. Da setze die Stadt immer wieder kleinere Maßnahmen um. Aber: „Für einen neuwertigen Gehweg müssten wir schon die Bäume fällen. Und das will ja wohl niemand.“ Wenig beliebt sind auch Gehweg-Sanierungen in Wohnstraßen, bei denen Anwohner im Rahmen von Straßenbeiträgen mit zur Kasse gebeten werden. Doch Lederer sagt: „Das kommt in Wuppertal fast nie vor.“ Wohl auch deswegen, weil größere Gehweg-Maßnahmen, die nicht in Zusammenhang mit einer bestehenden Baustelle stehen, in Wuppertal so selten sind.

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