Schwebebahn Der Kaiserwagen wird auf Herz und Nieren geprüft

Thomas Kampa baut das historische Gefährt in der Schwebebahn-Werkstatt auseinander. Erst 2020 soll es wieder fahren können.

 Thomas Kampa überprüft den Zustand des Kaiserwagens.

Thomas Kampa überprüft den Zustand des Kaiserwagens.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die gute Nachricht vorweg: Der Kaiserwagen wird in Wuppertal auch künftig seine Bahnen ziehen. Laut den Wuppertaler Stadtwerken ist der Gesamtzustand des historischen Gefährts durchaus zufriedenstellend. „Wir sind positiv überrascht“, sagt Thomas Kampa, neuer Leiter der Vohwinkeler Schwebebahnwerkstatt. Hier wird der Kaiserwagen derzeit auf Herz und Nieren geprüft.

Grund ist die Umstellung auf das neue Betriebssystem und die anstehende Hauptuntersuchung. Letztere wurde aufgrund der Anpassung des Kaiserwagens an die technischen Voraussetzungen der neuen Wagengeneration vorgezogen. Im Ergebnis bedeutet das eine komplette Demontage, sorgfältige Untersuchung sowie Restauration fast sämtlicher Teile. „Wir wollen sichergehen, dass der Kaiserwagen, wenn er wieder einsatzbereit ist, noch möglichst viele Jahre fahren kann“, betont Thomas Kampa. Sorgfalt gehe hier vor.

Alte und neue Technik müssen miteinander harmonieren

Die gesamte Technik im Kaiserwagen muss überprüft und auf das neue Betriebssystem angepasst werden.

Die gesamte Technik im Kaiserwagen muss überprüft und auf das neue Betriebssystem angepasst werden.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Das verlangt den Schwebebahnfans allerdings viel Geduld ab. Voraussichtlich erst ab Mitte 2020 kann der Kaiserwagen wieder für nostalgische Ausflüge in die Vergangenheit gebucht werden. Eine der größten Herausforderungen ist für die Experten in der Schwebebahnwerkstatt das Nebeneinander von moderner Digitaltechnik und der Mechanik von anno dazumal. Alt und Neu müssen künftig miteinander auskommen, da der Kaiserwagen zusammen mit den himmelblauen Schwebebahnwagen unterwegs ist. Dafür muss eine spezielle Zugsicherheitstechnik verbaut werden. Hinzukommen neue Bremswiderstände und eine neue Verkabelung. Außerdem ist eine Umstellung bei den Motoren von 600 auf 750 Volt notwendig.

Der Kaiserwagen erhält im vorderen Bereich einen modernen Touchscreen. Damit das historische Ensemble nicht zu sehr gestört wird, ist aber eine Einfassung aus Holz geplant. „Die alte Technik ist natürlich eine Herausforderung“, sagt Thomas Kampa. So ist das historische Drehgestell komplett genietet. Auch hier ist eine Demontage unumgänglich und die Nieten werden einzeln auf Verschleiß untersucht. Auch die spezielle Gleitlagerführung hat ihre Tücken. Die entsprechenden Lager lassen sich nicht kaufen und müssen extra hergestellt werden. Dafür wird ein Metallblock eingeschmolzen und dann gegossen. Die Teile müssen dann genau an die Radachse angepasst werden. Dafür sind Arbeitsgänge notwendig, die es heute eigentlich gar nicht mehr gibt. Beim sogenannten „Einschaben“ wird etwa das überschüssige Material der Lager entfernt.

Auch rein handwerkliche Fähigkeiten sind gefragt. Für die Überarbeitung der reich verzierten Deckenverkleidung ist ein Schreiner zuständig. Anschließend werden die Ornamente nachgemalt. Innen und außen erhält der Kaiserwagen außerdem eine neue Lackierung. Danach wird noch alles gereinigt und poliert. „Wir arbeiten mit darauf spezialisierten Handwerkern zusammen, damit alles passt“, betont Thomas Kampa. Für ihn und sein Team bedeutet die Instandsetzung des Kaiserwagens von 1900 viel Verantwortung. Immerhin haben hier schon Kaiser Wilhelm II. und seine Gemahlin Auguste Viktoria Platz genommen. Der Kaiserwagen ist auch der einzig übriggebliebene Wagen einer anderen Generation.

Das Thema Sicherheit ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Die dafür relevanten und tragenden Teile werden besonders akribisch untersucht. Dazu gehören die Wagenkastenaufhängung, die Elektronik, die Räder und natürlich die Bremsen. Im Prinzip funktioniert der Kaiserwagen wie früher. Über eine Nockenfahrschaltung wird stufenweise Fahrstrom zugeschaltet. Deshalb kann das Beschleunigen schon mal etwas ruckelig sein. Vorbild war damals die Straßenbahntechnik. Gebremst wird mit Druckluft. „Es ist eben die Kombination der vielen Kleinigkeiten, die Zeit kostet“, sagt Thomas Kampa.

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