Der Wuppertaler Geheimtipp: 500 feiern im Trassen-Tunnel

In einem Tunnel stieg in der Nacht zu Sonntag eine konspirative, lautstarke und friedliche Tanzparty.

Wuppertal. Birte und Rudi waren zum ersten Mal in Wuppertal. Vom geplanten Ausbau der Nordbahntrasse zum Farad- und Wanderweg und seltenen Fledermäusen haben sie noch nie gehört. Am Samstagmittag haben sie in ihrer Heimatstadt Düsseldorf einen Flyer erhalten, der eine Tunnelparty mit elektronischer Musik ankündigte.

Doch weder Ort noch Zeitpunkt der geheimnisvollen Party verriet der Handzettel, warnte jedoch vor dem Tragen hoher Absätze und empfahl Taschenlampen. Trotz dieser spärlichen Infos wagten die beiden Elektrofans den Trip in eine ungewisse Partynacht - und wurden nicht enttäuscht.

Nur eine Wegbeschreibung ab dem Wuppertaler Hauptbahnhof und einige Zeitpunkte, an denen "wir euch abholen" in der Hand, kamen sie am Treffpunkt an. Von den Party-Organisatoren mussten sie dort allerdings nicht abgeholt werden, sie folgten einfach den Menschenmassen, die in der Dunkelheit loszogen. Denn obwohl nur mit einigen Handzetteln und in diversen sozialen Netzwerken im Internet für die "geheime" und nicht angemeldete Party geworben wurde, kamen mehr als 500 Tanzbegeisterte zur Elektro-Party im Trassentunnel.

Nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch war Birte klar, dass sich der Besuch in Wuppertal gelohnt hat: "So viele Menschen hatte ich nicht erwartet. Der Weg hierhin war beschwerlich, aber das ist jetzt vergessen", sagte die begeisterte 20-Jährige.

Was sie im Tunnel vorfand, wirkte höchst professionell: Ein Stromgenerator sorgte dafür, dass zwei Notebooks und viele Musikboxen im Tunnel betrieben werden konnten. Und auch wenn der Getränkevorrat der Organisatoren wegen der großen Nachfrage schon früh verbraucht war, tanzten viele Besucher die ganze Nacht zu donnernden Elektrobeats. Gestört fühlte sich dadurch offenbar niemand: Obwohl in der Mitte des Tunnels die Boxen vibrierten, war an den Ausgängen des langen Tunnels die Musik kaum zu hören.

Bei der Polizei ging keine Beschwerde wegen Ruhestörung ein und die größtenteils jugendlichen Besucher der Party feierten friedlich bis zum Morgen. So mausert sich die Nordbahntrasse zur gefragten Partylocation, denn die Tunnelparty findet bereits zum zweiten Mal statt und ist ein echter Geheimtipp in der Elektroszene. "So was kann man nur in Wuppertal machen. Die Mischung aus Industriekultur und grüner Landschaft hier ist einmalig", sagt einer der Party-Macher.

Der Düsseldorfer hat selbst länger als ein Jahr in Wuppertal gelebt und sich nach eigenem Bekunden "in die Stadt verliebt". Unter den Wuppertaler Partygästen war auch die Nordbahntrasse selbst ein Thema: Dass der Ausbau nun endlich beginnt, sorgte für Freude. "Ein von Menschenhand gebauter Tunnel ist ja auch kein natürlicher Lebensraum für Fledermäuse", sagte ein Besucher.

Nach dem großen Erfolg von Samstagnacht steht für die Organisatoren fest: "Es wird bald wieder eine Tunnelparty geben." Wann und wo wird natürlich nicht verraten, sondern erst wieder kurz vor Veranstaltungsbeginn im Internet bekannt gegeben. Die Elektro-Fans werden es lesen und wieder in Scharen nach Wuppertal strömen.

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