Der Wald - ein Bild des Jammers

Noch nie hat ein Sturm so große Schäden im Wuppertaler Wald verursacht wie Kyrill. Bei den Bewohnern der Stadt wie im Rathaus herrscht Fassungslosigkeit.

<strong>Wuppertal. Das Flatterband, das quer über den Feldweg am Ehrenberg gespannt wurde, sagt alles. "Lebensgefahr", verkünden pechschwarze Buchstaben. "Betreten verboten." Jenseits der Sperre liegt ein Wald, der seit vergangenem Donnerstag kein Wald mehr ist. Der Orkan "Kyrill" hat eine Schneise in den Fichtenbestand gerissen, die so groß ist wie vier, fünf oder sechs Fußballfelder. Je nachdem, von wo aus man das Trümmerfeld betrachtet.

"Es wird Monate brauchen, bis das alles weggeräumt ist."

"Unglaublich", versucht Loreta Dahlmann den Anblick in Worte zu fassen. An Tag vier nach dem stärksten Sturm seit Jahrzehnten macht sich die Landwirtin gemeinsam mit ihrem Sohn Sebastian ein Bild von den Zerstörungen, die der Orkan angerichtet hat. "Selbst die Alteingesessenen können sich nicht daran erinnern, so etwas schon einmal gesehen zu haben." Dahlmann blickt auf den Wurzelberg einer vom Sturm gefällten Fichte - so hoch wie ein Lastwagen. "Es wird Monate brauchen, bis das alles weggeräumt ist."

Jenseits dessen hat der Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Sollte es ab März wärmer werden, steht Schädlingen wie dem Borkenkäfer "ein Nahrungsangebot wie niemals zuvor zur Verfügung" und bedroht dann auch die Bäume, die "Kyrill" verschont hat, erklärt Vosteen. In vielen Baumkronen hängt Bruchholz, das sich innerhalb von Sekunden in Totschläger verwandeln kann. "In Wäldern und Parks besteht Lebensgefahr."

Für die Experten steht es außer Frage, dass der Wettlauf gegen die zweite Zerstörungswelle durch Ungeziefer kaum zu gewinnen ist, zumal der Winter mild ist. Mit der bestehenden Personalausstattung bei der Stadt sei die gewaltige Aufgabe, vor der man nun stehe, jedenfalls "nur schwer" zu bewältigen, sagt Vosteen.

Nach WZ-Information ist es auch fraglich, ob man nach "Kyrill" überhaupt noch Kapazitäten hat, die Waldkalkungsflüge gegen die Folgen des sauren Regens fortzusetzen: Allein von den 100 Mitarbeitern des Grünflächenamtes ist die Hälfte mit Räumaktionen beschäftigt, und auch die 25 Mitarbeiter der städtischen Forstabteilungen schieben seit Freitag Überstunden, um Straßen und Wege frei zu bekommen. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass man mindestens ein halbes Jahr braucht, um das Schadholz abzutransportieren.

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