Der Tag des Rauchverbots: Die Existenzangst geht um

Nichtraucherschutzgesetz: Seit Dienstag heißt es auch in Wuppertals Kneipen: Kippe aus! Viele Wirte fürchten Umsatzverluste.

Wuppertal. Die Brückenschenke ist eine jener bodenständigen Kneipen, wie es sie nur in Deutschland gibt. Eine rustikale Holzverkleidung beherrscht den Raum, die Fenster sind abgedunkelt, der Tresen ist so lang, dass er gar nicht mehr zu enden scheint.

Ein Anblick gehört zu diesen Kneipen wie der Cowboy zu Marlboro. Er setzt sich zusammen aus einem Glas mit frisch gezapftem Bier - und der Zigarette, die dazu gequalmt wird.

Von Dienstag an wird dieses Bildnis deutscher Kneipenkultur zu einem guten Teil der Vergangenheit angehören. Das Rauchverbot tritt in NRW in Kraft und schreibt vor, dass in Gaststätten entweder nur noch in abgetrennten Räumen geraucht werden darf - oder aber gar nicht, falls es solche Zimmer nicht gibt.

Die Stammgäste in der Brückenschenke haben kein Verständnis für den politischen Beschluss. "Ich lasse mir von denen nicht gern sagen, was ich zu tun und was ich zu lassen habe", findet etwa Peter Schmidt.

Während die Raucher immerhin noch die Option haben, "einfach zu Hause zu bleiben", wenn nicht mehr gequalmt werden darf, ist die Lage für die Wirte alternativlos. Manche von ihnen packt die Existenzangst, weil sie Sorge haben, dass die Gäste fernbleiben.

"Wenn hier keine Aschenbecher mehr stehen, kann ich dichtmachen", sagt Erika Schmitz, die Pächterin der Brückenschenke. Deshalb will sie ihren Gästen weiter das Rauchen am Tresen erlauben - und im Gegenzug am anderen Ende des Raums eine Nichtraucherzone einführen. Diese wird allerdings nicht abgetrennt - "eine Trennwand kann ich mir nicht leisten, die würde 10000 Euro kosten". Womit sie ganz bewusst Ärger mit dem Ordnungsamt riskiert. "Möglich, dass das nicht den Vorschriften entspricht. Ich warte einfach mal ab", sagt sie kämpferisch.

Jürgen Kumpfe, Betreiber der Kneipe Katzengold, geht dagegen auf Nummer sicher. Er baut sein Lokal im Luisenviertel gleich um. Zwar verfügt es bereits über einen Nichtraucherbereich. Dieser wird aber nun noch größer werden. Teuer sei der Umbau, doch die gesetzlichen Vorgaben kann er so erfüllen. Vorgeschrieben ist, dass für Nichtraucher mehr Platz als für Raucher vorhanden sein muss.

Das Innere des Bistros "Himmel und Erde" am Laurentiusplatz mutiert dagegen zur Gänze zum Hoheitsgebiet der Nichtraucher. Die Gäste dürfen sich nur noch sommers im Außenbe- reich Kippen anzünden. "Im Winter werden die Umsätze einknicken", befürchtet Betreiber Georgios Lalikos.

Doch einen Raucherbereich im Inneren einzurichten, sei zu kostspielig. Ein weiteres Hindernis: Das optische Erscheinungsbild würde durch einen "Raucherkäfig" zerstört, wie Lalikos sagt. Auch in den Diskotheken führt der Weg für die Raucher nach draußen. Das gilt etwa für die Börse. Geschäftsführerin Petra Lückerath befürchtet, dass daher weniger Nachtschwärmer kommen werden.

Die Villa Media hat mit solchen Problemen nicht zu kämpfen: Dort gibt es einen geräumigen Wintergarten, in den Raucher ausweichen können. Im Inneren wird schon seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gequalmt - seltener frequentiert wird der Club deshalb aber nicht. Bei Hochzeiten macht Geschäftsführer Jörg Heynkes eine Ausnahme: Dann dürfen die Gäste selbst entscheiden, ob sie nicht rauchen wollen.

Die Red Lounge muss dagegen auf eine Raucherzone im Innenbereich verzichten - es ist nicht genug Platz für einen Ausbau da.

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