Der Schock an der Zapfsäule

Spritpreis: Die Rekordjagd macht den Autofahrern zu schaffen. Die Wuppertaler suchen fieberhaft nach Auswegen.

Es ist schon keine Wut mehr, die Wuppertals Autofahrer angesichts der horrenden Spritpreise verspüren - es überwiegt stille Resignation. "Was soll ich dazu noch sagen?", entgegnet etwa Margot Chiesura und zuckt hilflos mit den Achseln. "Natürlich ist das schlimm. Aber was soll ich mich aufregen - das macht ja auch nichts besser." 25,05 Euro für 16,94 Liter Diesel musste die 53-jährige gestern an der Tankstelle am Otto-Hausmann-Ring berappen. Der Benzinpreis lag zeitweise sogar bei 1,53Euro.

So viel wie derzeit haben Autofahrer im Tal noch nie für Sprit ausgeben müssen. Sieht man Preise in dieser Größenordnung an der Säule durch-rattern, braucht es schon mal ein gutes Nervenkostüm.

Das schützt aber leider nicht davor, dass die Spritkosten gehörige Löcher in den Geldbeutel reißen. Birgit Mielenbrink (47), im Außendienst einer Versicherung tätig, sagt: "Am Ende des Monats machen sich die Ausgaben regelmäßig schmerzhaft bemerkbar." Etwa 200 Euro gibt sie im Monat für Kraftstoff aus - so viel, dass sie längst dazu übergegangen ist, auf überflüssige Fahrten zu verzichten. "Zum Supermarkt gehe ich zu Fuß. Mit dem Auto versuche ich private Dinge dann zu erledigen, wenn ich eigentlich beruflich unterwegs bin." Zudem bleibt die Klima-Anlage im Sommer öfters mal still, um den Spritverbrauch zu drücken.

Bert-Detlef Hermanns, der als Freiberufler viel mit seinem Transporter unterwegs ist, hat sich ebenfalls einen persönlichen Sparkurs auferlegt. "Ich gebe darauf acht, nur Tankstellen anzusteuern, die besonders preisgünstig sind", sagt der 63-jährige. Außerdem würde er gerne auf alternativen Energieverbrauch umstellen - nicht nur um billiger zu fahren, auch um die Umwelt zu schonen. "Aber eine Umrüstung auf Hybridmotor oder Gasantrieb ist technisch nicht machbar". Sein Wagen ist einfach zu alt.

Bei den Wuppertaler Taxis sieht das anders aus: Die machen sich immer mehr vom teuren Öl unabhängig. Sieben Prozent der Taxis werden inzwischen mit Gas betrieben, berichtet Horst Polnick, Vorsitzender der Taxi-Zentrale. Etwa ein Drittel der Kraftstoff-Kosten können die Fahrer so einsparen. Die anderen stöhnen derzeit weiter über die hohen Spritpreise - und fordern eine Anhebung des Taxi-Tarifs um etwa fünf Prozent, um die Mehrkosten zu decken. Der Stadtrat prüft derzeit, ob er dieser Forderung nachkommt. Falls ja, zeigt das nur, dass Rekordpreise an der Zapfsäule weitreichende Auswirkungen mit sich bringen - und für die Bürger wird’s teurer.

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