„Der Rote Baron“: Ein irres Motorrad mit Flugzeug-Motor

Frank Ohle, Tüftler aus Wuppertal, hat ein neues Krad konstruiert. Für den Straßenverkehr ist die Monster-Maschine nicht zugelassen.

Wuppertal. Es war quasi schon immer seine Leidenschaft. Mit 15 Jahren frisierte Frank Ohle sein erstes Mofa. Auch an seinem ersten Motorrad — eine 750er Honda — schraubte er herum, individualisierte die Maschine, steigerte die Leistung. Dann kam die erste wirklich verrückte Idee: „Das ist eigentlich Blödsinn. Das Ding ist fast unfahrbar“, schätzt Ohle den Einbau eines 12-Zylinder-Motors der Sportwagen-Schmiede Aston Martin in ein normales Straßenmotorrad realistisch ein. Umgesetzt hat er diesen Blödsinn trotzdem.

Herausgekommen ist seinerzeit ein echtes Monster von Motorrad: 425 PS, sechs Liter Hubraum, Spitzengeschwindigkeit weit jenseits der 300 Kilometer pro Stunde — und zwei Gänge. Schalten muss man bei etwa 180 Stundenkilometern.

Klar, der „Homer Chopper“, so heißt das Motorrad des Simpsons-Fans, ist schwer zu übertreffen — Ohle ist es trotzdem gelungen, mit dem „Roten Baron“. Dieses Zweirad ist noch verrückter. Angetrieben wird es von einem Stern-Motor mit neun Zylindern. Richtig, der berühmte Flugzeugmotor, der diverse Flugzeuge im Ersten und Zweiten Weltkrieg antrieb — und mit dem auch der echte Rote Baron, Jagdflieger Manfred von Richthoven, unterwegs war.

Dass es schwierig würde, ein normales Motorrad mit einem solchen Motor anzutreiben, war Ohle von Anfang an klar. Im Internet hat er einen Hersteller gefunden, der noch heute auf Anfrage Sternmotoren herstellt — in Australien. Doch die nahmen ihn zunächst nicht ernst: „Als ich sagte, ich wolle den Motor in ein Motorrad einbauen, haben sie einfach aufgelegt.“ Erst als der Maschinenschlosser 18 000 Euro nach Australien überwies, begannen die Australier mit der Herstellung. Vier Monate später kam das Paket aus Australien an.

Weitere 16 Monate bastelte Ohle in einer Werkstatt seines Arbeitgebers Thielenhaus Technologies an seinem „Roten Baron“. Und, wie immer bei Ohle, wurde das komplette Design dem Motto angepasst: Vor dem Fahrer ist eine Rakete angebracht, die Griffe des Lenkers sehen aus wie Geschosse, und mehrere Bilder von Manfred von Richthofen zieren die Verkleidung, aufgebracht von seinem Freund, dem Wuppertaler Airbrush-Künstler Ingo Behrens.

Und jetzt? Auf die Straße darf Ohle auch mit seinem „Roten Baron“ nicht. „Da hätte der Tüv was gegen.“ Deshalb fährt er ausschließlich auf privatem Gelände, zum Beispiel kleinen Flughäfen. Aber eigentlich ist bei Frank Ohle immer der Weg das Ziel. „Wenn die Projekte beendet sind, finde ich sie schnell langweilig“, sagt der 52-Jährige.

Ein neues Projekt hat er noch nicht ins Auge gefasst, das letzte zu toppen, wird immer schwerer. Aber wer sieht, mit welcher Begeisterung er von seinen Motorrädern und deren Entstehung spricht, weiß sofort: Der „Rote Baron“ war nicht Ohles letzte Eigenkreation auf zwei Rädern.

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