Verzögerung beim ÖPNV Nahverkehrsplan in Wuppertal: „Wieder ein Jahr verloren“

Wuppertal · Die Planungen zum neuen Nahverkehrsplan der Stadt ziehen sich weiter hin. Wo liegen die Gründe dafür?

 Busbahnhof Döppersberg

Busbahnhof Döppersberg

Foto: Fischer, Andreas H503840

Vor zehn Jahren begannen die Überlegungen für den neuen Plan. Turnusgemäß musste die Stadt für Wuppertal einen neuen Nahverkehrsplan (NVP) aufstellen. Unbestritten ist, dass es viel Detailarbeit braucht, um Linien, Taktung und Flottenaufstellung in den passenden Rahmen zu bringen. Bewältigen müssen das im Anfangsstadium ein Planungsbüro und zwei städtische Mitarbeiter. Eine Personalstruktur, die durch einen tragischen Todesfall 2018 so stark geschwächt wurde, dass das Planungskonstrukt schließlich ganz einstürzte (die WZ berichtete). Die Folge: Ein kompletter Neustart, der wenig später einen weiteren schweren Schlag verkraften musste. Denn durch den Weggang von Teamleiter Volker Klöpper und ohne Planungsbüro war aufseiten der Verwaltung Anfang des Jahres, plötzlich nur noch ein Mitarbeiter für den extrem komplexen NVP zuständig.

Eine Entwicklung, die beim Vorsitzenden des Verkehrsausschusses Sedat Ugurman echte Bauchschmerzen auslöste. Er kritisiert: „Es muss endlich der Vertrag mit der WSW mobil GmbH gemacht werden, doch jetzt haben wir wieder ein ganzes Jahr verloren. Dementsprechend liegt der Ball jetzt einzig und alleine im Feld der Verwaltung, die nun nicht nur den Ausschreibungsprozess ordentlich straffen muss.“ Dass die Zeit drängt, hat man jetzt offenbar auch bei der Stadt erkannt. So steht in dem Sachstandsbericht, der am Dienstag in der abgesagten Sitzung des Verkehrsausschusses vorgelegt werden sollte, dass „die zur Verfügung stehenden Bearbeitungszeiträume immer knapper“ werden und die Entwicklung des NVP nun einem „ambitionierten Zeitplan“ unterliegt.

Finaler Plan muss dem Stadtrat Ende 2023 vorliegen

Konkret bedeutet das, dass der neue Nahverkehrsplan dem Stadtrat Ende 2023 als finale Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Der erste Schritt dazu ist die Formulierung der Ausschreibung für interessierte Planungsbüros. Nach Auskunft von Robert Heuke, dem letzten verbliebenen, für den NVP zuständigen Verkehrsplaner der Stadt, soll die endgültige Angebotsaufforderung nächste Woche verschickt werden. Abgeschlossen werden soll die Vergabe im ersten Quartal 2022.

„Alleine ist das Projekt nicht zu stemmen, deshalb passt es perfekt, dass die Nachfolgerin für Herrn Klöpper ihre Stelle zum 1. Februar antritt“, freut sich Heuke. Einige Monate nach der Vergabe an das Planungsbüro soll im Juli 2022 die Bürgerbeteiligung zum NVP starten. Aus Sicht von Sedat Ugurman ein essenzieller Bestandteil des gesamten Prozesses, gerade im Angesicht der Verkehrswende: „Zu allererst muss der 20-Minuten-Takt gehalten werden. Dann müssen wir aus meiner Sicht verstärkt die Quartiere erreichen. In den weniger frequentierten Bezirken muss zudem der On-Demand-Verkehr mit kleineren Fahrzeugen ausgebaut werden, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern.“

Wie Busse und Schwebebahn in Zukunft enger in die Verkehrsplanung im Tal einbezogen werden sollen, dürfte nach der Planung der aus dem Rathaus Mitte kommenden Jahres deutlich werden: „Bis dahin sollen vier grobe Szenarien vorliegen, in denen etwa erste Linienpläne und mögliche Taktdichten aufgezeigt werden“, erklärt Sedat Ugurman. Darin einfließen werden eine parallel laufende Zustandsbewertung von Fahrzeugflotte und Straßen sowie die aktuellsten Verkehrsprognosen. Ende 2022 soll dann das am besten umzusetzende Szenario den Zuschlag bekommen und die Grundlage für den neuen NVP bilden.

Dass der Betreiber des Nahverkehrs in Wuppertal am Ende wieder die WSW sein werden, daran zweifeln weder Ugurman noch Heuke: „Die aktuelle Betrauung der WSW mobil GmbH geht noch bis zum 1. Januar 2027.“ Alleine das dürfte die Vergabe des Auftrags sichern, wenn der neue NVP im Dezember 2023 endlich grünes Licht von Stadtrat bekommt.

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