Der mühselige Weg zum Geschenk: Unterwegs mit dem Weihnachtsmann

Die WZ war bei einem Hausbesuch dabei, den vier Kinder wohl nie vergessen werden.

Wuppertal. Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe. „Da ist der Weihnachtsmann!“, schreit ein Kind, das durchs Küchenfenster nach draußen in die Nacht gelinst hat. Sofort verstummt das Gewusel aus Stimmen, das gerade noch aus dem Inneren des Hauses zu hören war. Nach quälenden Sekunden der Ungewissheit durchbricht ein dumpfes Pochen die Stille. Jemand hat an die Tür geklopft. Dabei funktioniert die Klingel doch bestens. Das kann wirklich nur der Weihnachtsmann sein. Hanna (2), Allegra (3), Lucie (4) und Philipp (7) sind aus dem Häuschen.

Die Tür geht auf, und da steht er — wie aus dem Kinderbuch abgemalt — mit weißem Rauschebart, Brille, rotem Mantel, großer Glocke und einem Sack voller Geschenke auf dem Rücken. „Ho ho ho, Merry Christmas. Frohe Weihnachten“, begrüßt er Kinder und Eltern.

Der Weihnachtsmann entschuldigt sich für seine Verspätung

Kaum hat der Besucher seinen Sack abgelegt, muss er sich auch schon die Frage gefallen lassen: „Weihnachtsmann, warum bist du so spät?“ Die Antwort klingt in Kinderohren einleuchtend: „Na wisst ihr, die Menschen mit ihren Autos stehen ja überall herum, da komme ich so schlecht durch.“

Der Weihnachtsmann nimmt auf einem Stuhl Platz. Die Kinder haben sich auf der gegenüberliegenden Sofaecke in die Arme ihrer Eltern zurückgezogen. „Wisst ihr, warum ich da bin?“, fragt Santa Claus. „Wegen Geschenken!“, rufen die Kinder. Der Weihnachtsmann spielt den Beleidigten: „Dann kann ich ja wieder gehen.“

Nun wird es ernst. Der Weißbart holt sein Goldenes Buch hervor. Schließlich muss erst geklärt werden, wer lieb gewesen ist und wer nicht. Es könnte ja sein — auch wenn solch ein Fall noch nicht überliefert wurde —, dass ein Kind so frech zu seinen Eltern gewesen ist, dass die Geschenke am Ende des Abends doch wieder zurück zum Nordpol geliefert werden.

Als Erste ist Lucie an der Reihe. Die ist mutig und besteht sogar darauf, beim Weihnachtsmann auf dem Schoß sitzen zu dürfen. Dann wird sie gefragt: „Soll ich denn erst die guten oder die nicht so guten Taten vorlesen?“ Lucie entscheidet sich für die nicht so guten Taten.

Dann der Schock. Der Weihnachtsmann weiß ja wirklich alles. Lucie weine, wenn sie sich ärgert, schimpfe wie ein Rohrspatz, weigere sich aufzuräumen — je länger die Aufzählung wird desto länger wird auch das Gesicht des Mädchens. Die zweijährige Hanna versucht vom Sofa aus das Herz des Weihnachtsmannes zu gewinnen: „Ich kann super aufräumen.“

Doch der Weihnachtsmann ist viel zu nett, um den Kindern ihre kleinen Marotten übel zu nehmen. Allerdings muss jeder erst Besserung geloben, sonst gibt es kein Geschenk. Erst wenn das Versprechen gemacht ist, lässt Santa Claus die Päckchen los, nach denen die Kinder so begierig greifen.

Am Schluss gehen dann noch Textzettel rum. Der prominente Gast möchte noch ein paar besinnliche Lieder singen und hat dazu sogar sein Keyboard mitgebracht, dass er beim Spielen auf seinem Schoß balanciert. Die Eltern gucken etwas verdutzt: „Singen wir alle?“ — „Ja, klar!“ Da macht der Besucher keine Ausnahmen.

Als Santa Claus dann zum Schluss noch „Last Christmas“ klimpert, räkeln sich die Kinder bereits mit müden Augen auf dem Sofa. „Wie viele Kinder besuchst du jetzt noch?“, will Philipp abschließend wissen. Der Weihnachtsmann überschlägt die Zahlen kurz im Kopf: „Och, das müssten noch so um die 350 00 sein.“ Die Kinder sind verblüfft. „Aber kein Problem, das schaffen wir noch heute Abend.“

Die Tür fällt zu und der Gast stapft durch den Schnee zurück zu seinem Fahrzeug, vermutlich einem Rentierschlitten. Für die Kinder heißt es jetzt: Ab in Richtung Bett. Mit neuen Hausschuhen an den Füßen und einem Glänzen in den Augen.

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