Der kleine Maulwurf erobert die Welt der Kinderbücher

Der Hammer Verlag hat sich einen internationalen Ruf gemacht. Einige Bilderbücher gibt es in mehr als 20 Sprachen.

Wuppertal. In Deutschland sind sie längst Klassiker: Die Kinderbücher vom Wuppertaler Peter Hammer Verlag wie "Das Bärenwunder", die Geschichte "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" oder "Frau Meier, die Amsel".

Doch längst hat der Hammer-Verlag auch den internationalen Kinderbuch-Markt erobert: Der kleine Maulwurf beispielsweise wurde in 27 Sprachen übersetzt, "Das Bärenwunder" gibt es nicht nur auf portugiesisch und serbisch, sondern auch auf koreanisch und japanisch und die Geschichte von der schlaue Mama Sambona macht auch schwedischen und dänischen Kindern Freude. Nicht zu vergessen die galicische Ausgabe von "Josefine und der Bär" und die arabische Fassung von "Frau Meier, die Amsel".

"Es macht unheimlich viel Spaß, zu sehen, wie die eigenen Bücher in anderen Ländern ankommen", sagt Monika Bilstein von der Verlagsleitung, die auch für die internationalen Kontakte verantwortlich ist. Sie war in den vergangenen Monaten unter anderem auf internationalen Buchmessen in Moskau, in Teheran im Iran, in Bologna und sogar in Guadalajara in Mexiko unterwegs. "Ich reise um die halbe Welt und überall kennt man uns", sagt sie stolz. Vor allem der Illustrator Wolf Erlbruch, Professor an der Universität Wuppertal, der mit dem Verlag schon viele Bücher realisiert hat, sei allen ein Begriff.

Auf großes Interesse sei bei ihrer letzten Reise auch die Erstvorstellung eines neuen Buches über Straßenkinder gestoßen. Neben zahlreichen europäischen Ländern hätten auch China und Korea angebissen. "Das hat alle begeistert", sagt Bilstein. Mittlerweile habe das sogenannte Lizenz-Geschäft, bei dem Verlage ihre Bücher im Ausland vermarkten, für den Verlag auch eine "ökonomische Dimension" angenommen. Das Lizenzgeschäft sei zwar üblich, aber für das eher kleine Programm des Hauses sei das Ausmaß ungewöhnlich.

Wie der kleine Verlag zu der großen Popularität kommt? "Wir haben den Ruf, ungewöhnliche Bilder- und Kinderbücher zu machen, die innovativ sind", sagt Bilstein. Außerdem habe sich rumgesprochen, dass bei dem Wuppertaler Verlag viel mit jungen, kreativen Illustratoren zusammengearbeitet wird und dass das Haus viele Preise für seine Bücher bekomme.

Jedes Land hat einen völlig eigenen Kinderbuch-Geschmack, diese Erfahrung macht Monika Bilstein immer wieder: "Bei uns in Deutschland gibt es kaum noch ein Tabuthema - ob Krankheit, Tod oder die erste Liebe, alles kommt vor." Das sei in vielen Ländern anders. So habe man sich beispielsweise in Moskau nicht an das Buch "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" getraut. "Das war denen einfach zu frech", sagt Bilstein.

Andere Länder seien zu konservativ, um sich um das Thema Patchwork-Familie zu kümmern. "Besonders kompliziert sind natürlich die islamischen Länder", sagt sie. Erstaunlich sei aber auch immer wieder, wie prüde die Amerikaner seien: So scheiterte beispielsweise ein Kinderbuch von einem Schäfer, der sich verliebte, an einem harmlosen Bild, auf dem der Bauer mit einer Frau auf dem Sofa liegt. "Dabei sah man nichts, aber diese Szene ging denen schon zu weit."

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