Der Kampf gegen Rechts beginnt in der Schule

Erinnerungen an die Nazi-Schrecken und Gespräche über die Probleme in Wuppertal.

Wuppertal. „Mein Vater wurde verhaftet, geschlagen, gefoltert und gepfählt. Er kam lebend zurück, aber über das Geschehene wollte er nie sprechen“, sagt Werner Lochner. „Was Deutschland unter Hitler gemacht hat, war in dieser Form einmalig. Als Junge habe ich selber bei meinen Großeltern am Fenster gestanden und gesehen, wie die Gefangenen die Straße entlang getrieben wurden. Wenn einer zusammenbrach, halfen Freunde ihm weiter — wenn nicht, wurde er erschossen“, erzählt er.

Die Erinnerungen früherer Generationen an die Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) ist wieder aktuell. Längst haftet Wuppertal der Ruf einer Stadt mit Rechtsextremismusproblemen an. Werner Lochner von Attac engagiert sich gegen Rechts. Mit der Paritätischen Akademie NRW organisierte Attac in der Börse einen Abend zum Thema „Rechtsextremismus gestern — heute — morgen. Der Umgang der Gesellschaft mit Rechtsextremismus“.

In einer offenen Diskussionsrunde spielte die Frage nach der Ursache und der Grundlage für rechtsextremes Denken eine große Rolle: „Wenn wir beunruhigt sind, versuchen wir uns an etwas festzuhalten und suchen einen Sündenbock, den wir für unsere Existenzängste verantwortlich machen können“, versuchte der pensionierte Lehrer Helmut Penschinski das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit zu erklären. „Vielleicht müssen auch wir anfangen, einfache Bilder und weniger Fremdworte zu nutzen, sowie das komplexe Denken in Schulen zu lehren und fördern“, mahnten der Lehrer Dirk Rummel und der Elektroingenieur Dieter Boden. „Auch der Kontakt der Kinder mit dem Fremden ist wichtig“, berichtete der Wuppertaler Soziologe Jan Sudhoff. „In Schulen haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Beschäftigung mit dem Thema schon viel verändern kann.“

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